Orale Restriktionen wie ein verkürztes Lippen- oder Zungenbändchen können mittels einer Frenotomie behandelt werden. Wir informieren Sie im Folgenden über die Symptome, den Ablauf und die Behandlungsmöglichkeiten.
Notwendig bei | Probleme beim Stillen, Erhöhtes Vorkommen von Hals-, Nasen-, Ohren Erkrankungen, Herausforderungen bei der Nahrungsaufnahme, Sprachprobleme, Fehlentwicklungen von Zähnen und Kiefer, Zahnfleischrückgang, Mundatmung, Schnarchen, Schlafapnoe, Verspannungen |
Behandlungsmöglichkeiten | Durchtrennung des Zungen- und Lippenbändchens mittels Schere, Skalpell oder Co2-Laser |
Behandlungsdauer | variiert je nach gewählter Behandlungsmethode |
Nachsorge | Dehnübungen und Zungentraining als aktives Wundmanagement, angepasste Mundhygiene, Vermeiden von heißer und harter Kost für wenige Tage |
Haltbarkeit | i. d. R. dauerhaft |
Risiken | leichte Schmerzen, Schwellungen, Nachblutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen, Entzündungen, Verletzungen des umliegenden Gewebes |
Kosten | Kostenübernahme durch die Krankenkasse nur bei Trennung durch Schere oder Skalpell; Eine Behandlung durch den Co2-Laser ist eine Selbstzahler-Leistung. |
Bei manchen Neugeborenen wird nach der Geburt ein verkürztes Zungenbändchen oder Lippenbändchen festgestellt. Hierbei handelt es sich um sogenannte orale Restriktionen. Diese anatomischen Fehlbildungen entstehen, wenn sich das Bändchen der Zunge oder der Lippe im Laufe der Entwicklung nicht vollständig vom umliegenden Gewebe löst.
Ein zu kurzes Zungenbändchen oder Lippenbändchen kann im Zuge einer Frenotomie korrigiert werden. Bei diesem kurzen ambulanten Eingriff wird das verkürzte Bändchen durchtrennt oder vollständig entfernt. Der Eingriff erfolgt oft schon im frühen Säuglings- bzw. Kindesalter, um Stillproblemen und Fehlentwicklungen vorzubeugen. Eine Behandlung ist aber auch im Erwachsenenalter noch möglich.
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Zu den oralen Restriktionen gehören verkürzte Lippen-, Zungen- und Wangenbändchen. Problematisch sind insbesondere Situationen, in denen das Lippenbändchen oder Zungenbändchen zu kurz ist.
Bei den Zungenbändchen unterscheidet man zwischen einem anterioren und posterioren zu kurzen Zungenband. Das Anteriore zu kurze Zungenband ist sehr offensichtlich. Hierbei stellt sich die Zunge durch den Zug des zu kurzen Zungenbändchens als herzförmige Struktur dar, in dem es eine massive Einkerbung an der Spitze der Zunge bildet. Das posteriore zu kurze Zungenband ist für den Laien schwer bis gar nicht zu erkennen. Selbst Kinderärzte sind für die Darstellung des posterioren zu kurzen Zungenbändchens nicht sensibilisiert und können diese kaum erkennen. Dementsprechend sollte man immer Rat bei ausgebildeten Hebammen, Stillberatern, Logopäden oder gleich in einem spezialisierten Zentrum für zu kurze Zungen- und Lippenbänder aufsuchen.
Das Zungenband ist ein Überbleibsel aus der Embryonalentwicklung. In dieser Zeit bilden Mundboden und Zunge eine Einheit, die sich im weiteren Verlauf der Entwicklung löst. Bei einigen Kindern findet diese Loslösung nicht vollumfänglich statt, und das Zungenband bleibt verkürzt. Ein verkürztes Lippenbändchen entsteht auf ähnliche Weise, wenn sich die Verbindung zwischen Lippen und Kiefer nicht vollständig zurückbildet.
Wenn das Zungenbändchen zu kurz ist, treten oft bereits im Säuglingsalter erste Probleme auf. Das Stillen kann erschwert sein, oder es kommt zu auffällig häufigen Erkrankungen im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich. Es entstehen Probleme in der Schluck- und Sprachentwicklung. Weitere Hinweise können Schluckauf, Blähungen oder ein weißer Zungenbelag, sowie ein Bläschen im mittleren Bereich der Oberlippe sein.
Das Zungenband fungiert grundsätzlich als Bindeglied zwischen Mundboden und Zunge. Ist es verkürzt, schränkt es die Beweglichkeit der Zunge ein. Dann kann es – wie bereits erwähnt - beispielsweise zu erheblichen Problemen beim Stillen kommen. Denn hierbei ist der Säugling nicht in der Lage, beide Lippen adäquat über die Brustwarzen bzw. Brustwarzenvorhöfe zu stülpen, um das nötige Vakuum beim Saugreflex zu generieren. In Folge dessen wird sehr häufig einfach abgestillt und das sinnvollste und natürlichste auf der Welt – nämlich das Stillen – beendet.
Im weiteren zeitlichen Verlauf können Problematiken im Hals-, Nasen- Ohrenbereich entstehen. Durch anatomische Fehlbildungen kommt es vermehrt zu Infektionen des Mittelohrs, die sehr häufig mit aufwendigen Paukenröhrchen therapiert werden. Hierbei wird der Säugling bzw. das Kind in Vollnarkose gelegt und mit einer Operation konfrontiert, die man bereits durch eine Frenotomie vielleicht hätte vermeiden können. Weitere Problematiken sind beispielweise Sprachentwicklungsstörungen, die bei kleinen Kindern zu einer fehlerhaften Artikulation (sogenannte Zischlaute) führen. Diese müssen durch eine jahrelange Logopädische Behandlungen unterstütz werden.
Schluckentwicklungsstörungen sind ein weiteres Thema, welches zu nennen ist. Hierbei wird die Nahrungsaufnahme erheblich erschwert, was zu einem Mangel an Gewichtszunahme führen kann. Darüber hinaus kann es durch ein verkürztes Zungen- und Lippenbändchen zu Zahnfehlstellungen kommen, die wiederum Kieferorthopädisch behandelt werden müssen.
Bei älteren Kindern und Erwachsenen können weitere Symptome wie Schnarchen, Schlafapnoe oder Reflux auf ein verkürztes Zungenband hindeuten. Manche Betroffene klagen auch über Kopfschmerzen oder Verspannungen, die zu weiteren Myofaszialen Problematiken oder sogar zu Wirbelsäulenfehlstellungen führen können.
In der Regel wird dazu geraten, schon frühzeitig das Zungen- bzw. Lippenbändchen zu durchtrennen, um gesundheitliche Probleme zu verhindern. Insbesondere bei Säuglingen mit einer eindeutigen Stillproblematik ist eine Frenotomie sehr zu empfehlen.
Wenn die erwähnten Stillprobelme und Krankheiten im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich vorliegen oder sich im fortgeschrittenen Alter weitere gesundheitliche Problematiken ergeben, ist es ratsam professionelle Hilfe aufzusuchen, um eine adäquate Befundung und die damit einhergehende Indikation für eine Behandlung sicherzustellen.
Erster Ansprechpartner bei oralen Restriktionen ist der Zahnarzt bzw. Kinderzahnarzt, Kinderarzt oder auch die Stillberaterin bzw. Hebamme und auch Logopäden. Oft ist eine fachübergreifende Therapie erforderlich, um eine korrekte Entwicklung zu gewährleisten. Hier können zum Beispiel Fachärzte für Kieferorthopädie, HNO, Osteopathie oder Physiotherapie in die Behandlung mit einbezogen werden.
Ein verkürztes Lippen- oder Zungenband fällt oft zuerst bei der Stillberatung auf. Eine entsprechend geschulte Stillberaterin oder Hebamme kann die Verkürzung ebenso wie der Kinderarzt oder Zahnarzt anhand der vorliegenden Beschwerden erkennen.
Für eine genauere Beurteilung muss im Mundraum eine Untersuchung der anatomischen Gegebenheiten stattfinden. Aber auch der eigentliche Stillvorgang sollte genauer beurteilt werden. Des Weiteren müssen unbedingt Symptome abgefragt werden, die sowohl beim Säugling bzw. Kind, als auch bei der Mutter auftreten, um eine Konkretisierung des klinischen Befundes zu gewährleisten.
Ein verkürztes Zungenband wurde bisher mit einer normalen Frenotomie behandelt. Ziel dieses Eingriffs ist es, das verkürzte Zungenbändchen zu durchtrennen und somit eine freie Beweglichkeit der Zunge herzustellen.
Ein verkürztes Zungenbändchen oder Lippenbändchen kann auch mit der Schere oder dem Skalpell durchtrennt werden. Beim Säugling werden danach keine weiteren Maßnahmen unternommen, sondern der Genesungsprozess der natürlichen Wundheilung ausgesetzt. Bei Kindern oder Erwachsenen wird anschließend die Wunde vernäht. Falls keine selbstauflösenden Fäden verwendet wurden, erfolgt der Fadenzug nach etwa einer Woche.
Bei der elektrochirurgischen Behandlung durchtrennt der Arzt das Lippen- oder Zungenband mit beheizten Elektroden. Durch die Hitze verschließen sich die Wunden recht schnell. Blutungen können reduziert werden. Es besteht jedoch die Gefahr von Verbrennungen.
Eine innovative und äußerst probate Therapieform ist die minimal-invasive Behandlung mit dem CO2 Laser. Hierbei handelt es sich um eine besonders schonende Methode. Durch kontrollierte und verhältnismäßig geringe Erhitzung wird das definierte Gewebe durchtrennt, wobei der Laser gleichzeitig die Wundränder verödet. Hierbei spricht man dann nicht mehr von der klassischen Frenotomie, sondern von einer Faszienplastik. Denn bei dieser Behandlung wird nicht einfach nur das eigentliche Schleimhautband (Zungenband) durchtrennt, sondern sogar die notwendigen tieferliegenden Strukturen, welches nur durch den hoch präzisen CO2 Laser möglich ist. Somit kann ein maximales Ausmaß der Freisetzung bzw. Mobilisierung generiert werden. Zusätzlich wird der Heilungsverlauf verbessert und das Risiko von Blutungen kann auf das Minimum reduziert werden.
Die Laserbehandlung dauert nur wenige Sekunden und erfordert bei Säuglingen keine Naht. Bei Kindern und Erwachsenen kommt eine selbstauflösende Naht zum Einsatz. Dieses Nahtmaterial löst sich nach einigen Tagen von selbst auf. Somit fällt die Belastung für den Patienten oft geringer aus als bei der traditionellen mechanischen Entfernung.
Bevor ein verkürztes Zungenbändchen behandelt werden kann, ist häufig eine vorbereitende Stillberatung und eine osteopathische Behandlung erforderlich bzw. zu empfehlen. Grundsätzlich kann die Frenotomie unter örtlicher Betäubung stattfinden. Bei Säuglingen wird sogar lediglich ein Betäubungs-Gel um das umliegende Gewebe aufgetragen. In einzelnen Fällen kann bei Kindern und Erwachsenen auch eine Vollnarkose in Anspruch genommen werden.
Die Zunge wird mit einem chirurgischen Spatel so fixiert, dass der Zahnarzt bzw. Arzt freien Zugang zum OP-Gebiet hat. Anschließend durchtrennt er das Bändchen. Bei Säuglingen ist keine Naht notwendig. Hingegen wird bei Kindern und Erwachsenen das Vernähen der OP-Wunde mit selbstauflösendem Nahtmaterial durchgeführt.
Im Anschluss erfolgt ein sogenanntes aktives Wundmanagement. Das Gewebe muss mit speziellen Übungen aufgedehnt werden, und der Patient muss lernen, mit der neuen Beweglichkeit der Zunge umzugehen.
Bei Säuglingen und Kleinkindern es wichtig, um einer Infektion vorzubeugen, die Mundhygiene immer aufrechtzuerhalten. Konkrete Anweisungen wird der Zahnarzt bzw. Arzt geben. Osteopathie, Oraltherapie und kontinuierliche Still Begleitung sind dabei hilfreich.
Nach dem Eingriff muss das Kind erst lernen wieder normal zu trinken, da die Zunge nun beweglich ist und ihre normale Funktion ausüben kann. Dabei hilft aktives Wundmanagement mittels Dehnübungen und Zungentraining.
Nach der Frenotomie ist eine gründliche Mundhygiene wichtig. Gegen leichte Wundschmerzen kann ein Schmerzmittel oder Kühlung helfen.
Beim aktiven Wundmanagement müssen die Übungen alle vier bis sechs Stunden täglich für vier Wochen durchgeführt werden. In spezialisierten Zungenbandzentren werden Ihnen die Kinderzahnärzte für die gesamte Zeit der Nachsorge eine Unterstützung bieten. Diese erfolgt meist in digitaler Form mit Hilfe von Videos, die an den Therapeuten geschickt werden, um die Wundheilung optimal unter Kontrolle zu halten.
Bei Kleinkindern und Erwachsenen müssen lediglich Mobilisationsübungen für einen gewissen Zeitraum durchgeführt werden. Belgeitet durch Logopädie bei den Kindern, sollte hierbei dann ein optimales Ergebnis erzielt werden.
Orale Restriktionen können bei etwa 8 - 15 % aller Neugeborenen beobachtet werden. Genaue Zahlen sind jedoch schwer zu ermitteln, da die Beurteilung je nach Art der Studie und Diagnostik deutlich auseinandergehen kann.
Wenn das Zungenbändchen zu kurz ist, treten im Säuglingsalter oft Probleme beim Stillen auf. Eine gestörte Aussprache oder verstärkte Mundatmung kann ebenfalls auf ein verkürztes Zungenbändchen hindeuten.
Im weiteren Entwicklungsverlauf kann ein verkürztes Lippen- oder Zungenband zu Fehlentwicklungen von Kiefer und Zähnen führen.
Weitere mögliche Folgen sind Schnarchen, Schlafapnoe, Reflux sowie ein erhöhtes Risiko für Parodontitis, wenn das Lippenband verkürzt ist.
Orale Restriktionen sollten behandelt werden, wenn sie Beschwerden bereiten, wenn Stillprobleme auftreten, Sprachentwicklungsstörungen einhergehen, vermehrte Hals-, Nasen-,Ohren Erkrankungen bestehen oder eine Fehlentwicklung von Kiefer oder Gebiss zu befürchten ist.
Ein verkürztes Lippen- oder Zungenband besteht in der Regel von Geburt an. Es kann aber durchaus vorkommen, dass die Verkürzung erst im Erwachsenenalter Probleme verursacht und diagnostiziert wird. Eine Frenotomie kann in diesem Fall auch im Erwachsenenalter erfolgen.
Die Behandlung mit dem CO2 Laser ist ein hoch innovatives minimal-invasives Verfahren, mit dem das Lippen- oder Zungenband auf besonders schonende und schmerzarme Weise durchtrennt werden kann. Die Blutung fällt erheblich geringer aus als bei einer Durchtrennung mit der Schere oder dem Skalpell. Dadurch hat der behandelnde Arzt eine bessere Sicht im OP-Gebiet und kann mit hoher Präzision arbeiten. Weitere Vorteile sind die verbesserte Wundheilung und eine geringe Narbenbildung.
Nach der Frenotomie können kurzzeitig leichte Wundschmerzen auftreten. Weitere mögliche Komplikationen sind Schwellungen, Infektionen, Entzündungen, Wundheilungsstörungen und Nachblutungen. Das Risiko von Blutungen ist bei einer Behandlung mit dem CO2 Laser geringer als bei einer mechanischen Entfernung.
Nach der Frenotomie kann es erst einmal zu einer ungewohnten Situation für den Säugling führen, da die Mobilität der Zunge weitaus höher ist als vor dem Eingriff. Eine begleitende Stillberatung sowie gegebenenfalls weitere therapeutische Maßnahmen sind zu empfehlen, um einen reibungslosen Heilungsverlauf zu gewährleisten.
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