Eine ausreichende Immunisierung gegen verschiedene bakteriell oder viral bedingte Infektionskrankheiten zählt Experten zufolge sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen zu den effektivsten und zugleich auch kostengünstigsten vorbeugenden Maßnahmen der Krankheitsbekämpfung.
Krankheiten
Definition | Vorbereitung des Immunsystems auf Bekämpfung spezieller Krankheitserreger, Unterstützung des Immunsystems bei vorliegenden Erkrankungen |
Indikation | Immunisierung, Schutz vor Viren |
Risiken | Müdigkeit, Kopfschmerzen, Rötungen an der Einstichstelle; selten: Impfschäden, starke allergische Infektionen |
Dank konsequenter flächendeckender Schutzimpfungen war die WHO (Weltgesundheitsorganisation) beispielsweise im Jahr 1980 in der Lage, den hochinfektiösen Pockenvirus als weltweit besiegt zu erklären.
Obgleich deutschlandweit keine Impfpflicht besteht, stellt die dem Bundesministerium für Gesundheit zugehörige ständige Impfkommission (STIKO) der Bevölkerung regelmäßig aktualisierte Impfempfehlungen zur Verfügung. Entsprechende Empfehlungen für Schutzimpfungen, die in der Regel durch Haus- bzw. Allgemeinärzte durchgeführt und von der Krankenkasse finanziert werden, sind einem sogenannten Impfkalender zu entnehmen.
Schutzimpfungen tragen auf unterschiedliche Weise dazu bei, das Immunsystem eines Menschen auf den Kampf gegen einen speziellen Krankheitserreger vorzubereiten oder (im selteneren Fall) die immuneigene Abwehr bei bereits vorliegender Infektion zu unterstützen. Impfungsrelevante Wirkstoffe können dabei über eine Injektion oder auf oralem Wege (Schluckimpfung) verabreicht werden.
Im Rahmen der am häufigsten durchgeführten Aktivimpfung werden dem Organismus ungefährliche Impfstoffe zugeführt, die abgeschwächte oder in deren Struktur veränderte Krankheitserreger enthalten. Der Körper reagiert auf diese gezielte Konfrontation mit der Bildung spezifischer Antikörper, die zukünftig in der Lage sein werden, entsprechende real in den Organismus eindringende Erreger zu bekämpfen und somit einen Krankheitsausbruch zu verhindern.
Eine seltenere Form der Impfung stellt die sogenannte passive Immunisierung dar. Eine solche Maßnahme umfasst die Verabreichung eines Antiserums, das dem Körper einsatzbereite Abwehrstoffe zur Verfügung stellt. Eine passive Immunisierung kann sich etwa bei Patienten als medizinisch sinnvoll darstellen, die bereits mit einem Krankheitserreger infiziert sind und deren Immunantwort einer Unterstützung bedarf. Da sich ein durch passive Impfmaßnahmen erreichter Schutz im Regelfall als weniger langfristig darstellt, finden bei gesunden Personen vornehmlich Aktivimpfungen Anwendung.
Zur Wahrung eines erzielten Infektionsschutzes bedürfen verschiedene Schutzimpfungen regelmäßiger Auffrischungen - welche Impfungen hiervon betroffen sind, ist beispielsweise beim behandelnden Allgemeinmediziner zu erfragen oder dem Impfkalender der STIKO zu entnehmen.
Viele Infektionserkrankungen, gegen die durch das Impfen eine Immunisierung zu erzielen ist, zählen zu den sogenannten Kinderkrankheiten. Zu nennen sind hier etwa Röteln, Masern, Windpocken, Mumps, Keuchhusten oder Poliomyelitis (besser bekannt als Kinderlähmung). Die Bezeichnung 'Kinderkrankheit' bedeutet allerdings keinesfalls, dass lediglich Kinder durch entsprechende Erreger gefährdet sind - da verantwortliche Viren bzw. Bakterien hochinfektiös sind, führen sie bei nicht erfolgter Impfung vielmehr meist bereits im Kindesalter zu einer Erkrankung und sind für Erwachsene ohne Immunisierung nicht minder gefährlich.
Neben den als Kinderkrankheiten aufgeführten Infektionserkrankungen kann durch frühzeitige Schutzimpfungen einer Vielzahl weiterer Infektionen vorgebeugt werden, zu denen beispielsweise Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie (Atemweginfektion), Virusgrippe (Influenza), FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) oder mögliche chronische Leberentzündungen durch Hepatitis-A- bzw. Hepatitis-B-Viren zählen.
Welche Schutzimpfungen sich im individuellen Fall als medizinisch sinnvoll darstellen (etwa vor dem Hintergrund der persönlichen Gesundheitssituation, des Berufsumfeldes und/oder eventuell geplanter Reisen), kann im Dialog mit dem Allgemeinarzt erarbeitet werden.
Die Funktion immunisierender Maßnahmen beschränkt sich nicht nur auf den zu erreichenden Individualschutz bei der behandelten Person. Eine hohe Impfbeteiligung in der Bevölkerung ist die Voraussetzung einer sogenannten Herdenimmunisierung - sind in einer Herde bzw. Gruppe viele Menschen immun gegenüber einem Krankheitserreger, so kann sich eine entsprechende Infektion Einzelner aufgrund einer fehlenden Infektionskette weniger rasch auf Personen ohne Immunschutz ausbreiten. Auf diese Weise trägt eine erfolgreiche Herdenimmunisierung dazu bei, Infektionserkrankungen einzudämmen oder langfristig gar vollständig zu besiegen.
Nutznießer einer hohen Impfquote der Bevölkerung sind nicht zuletzt auch Säuglinge oder immungeschwächte Menschen, bei denen eine Schutzimpfung (noch) nicht möglich ist.
Moderne Impfstoffe sind Aussagen der STIKO zufolge meist gut verträglich und führen im Schnitt bei lediglich ca. 10% der Patienten zu leichten 2- bis 3-tägigen Nebenwirkungen (Anzeichen für die einsetzende Immunreaktion) wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder - bei injizierten Impfstoffen - Rötungen an der Einstichstelle. Entsprechende Symptome sind allerdings meist unbedenklich und klingen selbstständig wieder ab. Mögliche starke allergische Reaktionen oder Impfschäden treten äußerst selten auf. Durch die STIKO empfohlene Schutzimpfungen beruhen nach eigenen Angaben immer auf einer Abwägung von Risiken und Nutzen entsprechender Impfstoffe.
Bei Verdacht auf eine Ansteckung ist innerhalb der folgenden 4 Tage eine Impfung möglich, die einen Krankheitsausbruch verhindert.
Ist der Impfstatus eines Erwachsenen unklar, empfiehlt sich häufig eine einmalige Masernimpfung. Die STIKO (dieStändige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes) spricht diese Empfehlung vor allem für Erwachsene aus, die nach 1970 geboren sind.
Eine Masernimpfung kann bei Erwachsenen sinnvoll sein, die im Kindesalter nicht oder nur einmalig gegen die Viruserkrankung geimpft wurden. Auch bei unklarem Impfstatus im Erwachsenenalter wird oft eine einmalige Impfung empfohlen.
Die Masernimpfung erfolgt mit Lebendimpfstoffen und wird daher nicht während einer Schwangerschaft durchgeführt. Während der Stillzeit ist eine Impfung bei Notwendigkeit im Regelfall möglich.
Masern - eine Viruserkrankung, die zwar als typische Kinderkrankheit bekannt ist, die aber durchaus auch Erwachsene betreffen kann. Die hoch ansteckende Erkrankung wird durch das Masern-Virus hervorgerufen. Eine frühzeitige fachgerechte Impfung schützt lebenslang.
Obwohl sich Masern bei keinem Menschen exakt identisch darstellen, geht die Erkrankung mit einem typischen Leitsymptom einher - einem großflächigen und dunkelroten Hautausschlag. Oft beginnt der Ausschlag im Gesicht, um sich innerhalb weniger Tage über Arme, Rumpf und Beine auszubreiten. Dieser Hautausschlag ist allerdings Kernsymptom des zweiten Krankheitsstadiums bzw. des Hauptstadiums, dem im Regelfall ein grippeähnliches 3- bis 4-tägiges Vorstadium vorausgeht. Zu den häufigen Beschwerden des Vorstadiums zählen beispielsweise Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Der folgende Hautausschlag geht oft mit einem erneuten Fieberschub sowie einer Verschlimmerung der Symptome des Vorstadiums einher.
Masern sind hoch ansteckend, also sehr leicht übertragbar. Nach Kontakt mit dem Masern-Virus erkranken im Schnitt ca. 97 von 100 nicht immunisierten Personen. Infizierte Patienten können den Krankheitserreger bereits vor dem Auftreten eigener Symptome übertragen. Der Virus überträgt sich durch Tröpfcheninfektion, also während des Sprechens, Hustens oder Niesens.
Um vor Masern geschützt zu sein, ist eine ausreichende Immunisierung notwendig. Diese ist im Regelfall bei Personen gegeben, die bereits an Masern erkrankt waren oder die zweimal gegen die Erkrankung geimpft wurden.
Ist die Mutter eines Säuglings immun gegen Masern (aufgrund einer vergangenen Erkrankung oder eines ausreichenden Impfschutzes), profitiert auch der Säugling. Denn während der ersten Lebenswochen und -monate ist der Säugling durch entsprechende Antikörper der Mutter geschützt, die ihm während Schwangerschaft und Stillzeit zukommen. Besonders hinsichtlich des Schutzes von Säuglingen kommt auch dem sogenanntenHerdenschutz eine große Bedeutung zu: Ist das Umfeld des Säuglings ausreichend immunisiert, kann es keine Krankheitserreger übertragen. Somit schützen Impfungen nicht nur die geimpfte Person selbst, sondern auch deren näheres Umfeld.
Die Ständige Impfkommission (STIKO), eine durch das Bundesgesundheitsamt ins Leben gerufene Expertenkommission, spricht sich derzeit dafür aus, Kinder durch eine zweifache Impfung vor Masern zu schützen. Die beiden Impfungen sollen der Empfehlung zufolge mit einem ungefähren Abstand von 4 - 6 Wochen erfolgen. Idealerweise findet die erste Impfung laut STIKO bei Kindern im Alter von 11 bis 14 Monaten statt. Die zweite Impfung sollte sich zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat anschließen.
Gegenwärtig können Masern nicht ursächlich bekämpft werden. Eine Behandlung beschränkt sich daher auf eine Linderung der Symptomatik. Typische Maßnahmen sind beispielsweise körperliche Schonung und Bettruhe. Mögliche Komplikationen wie begleitende bakterielle Infektionen können ergänzend medikamentös therapiert werden.
Obwohl eine erfolgreich bekämpfte Masern-Erkrankung ebenso wie eine ausreichende Impfung langfristig vor der Virusinfektion schützt, geht die Erkrankung (anders als die Impfung) mit dem Risiko verschiedener Spätfolgen einher. So ist es in seltenen Fällen beispielsweise möglich, dass infolge der Krankheit noch mit mehrjähriger Verzögerung eine sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis auftritt. Hierbei handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, die das gesamte Gehirn betrifft. Die Erkrankung kann nach derzeitigem medizinischen Stand nicht ursächlich bekämpft werden und verläuft daher grundsätzlich tödlich.
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