Das Thema "Burnout" steht bereits seit einigen Jahren immer wieder im Fokus der medialen Berichterstattung. Die Bezeichnung für das dahinter stehende Leiden der Menschen scheint zunächst selbsterklärend zu sein: Die Betroffenen fühlen sich "ausgebrannt". Leider wird eine solch verkürzte Aussage dem Leiden der betroffenen Menschen überhaupt nicht gerecht.
Behandlungen
Symptome | u.a. Konzentrationsschwierigkeiten, Leere im Kopf, innere Unruhe, verminderte körperliche Aktivitäten, Schlafstörungen, Herzrasen |
Ursachen | u.a. dauerhafte Belastungen am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld, sehr hohe Ansprüche an die eigene Person mit gleichzeitig niedrigem Selbstwertgefühl, Personen, die zu Perfektionismus neigen |
Vorbeugende Maßnahmen | u.a. Stressabbau durch sportliche, musikalische oder künstliche Aktivitäten, autogenes Training |
Therapie | u.a. eigenen Lebensstil anpassen, Arbeitssituation verändern, kognitive Verhaltenstherapie / Psychotherapie, Kur-Aufenthalt(e), Vitalprogramme zur Wiederherstellung der Belastbarkeit |
Das Burnout-Syndrom beschreibt einen körperlichen und emotionalen Erschöpfungszustand, der häufig von Depressionen begleitet wird. Betroffene fühlen sich ausgelaugt und übermüdet, was in vielen Fällen zu Folgebeschwerden, wie Schmerzen und Magen-Darm-Problemen führt.
Einige Menschen reden von einer "Modediagnose" oder einer "selbstwertstützenden Diagnose". Ganz nach dem Prinzip: "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!". Dies stellt die an einem Burnout erkrankten Menschen jedoch in ein völlig falsches Licht und stigmatisiert sie zusätzlich. Damit es gar nicht erst soweit kommt, ist Aufklärung über das Phänomen “Burnout” sehr wichtig. So kann ein Burnout rechtzeitig erkannt werden und oft ist dann bereits im Vorfeld eine Hilfestellung möglich, bevor es zu einer weitergehenden Erkrankung kommt.
Streng genommen ist der Burnout keine Krankheit, sondern die Beschreibung für einen Zustand, der zu Problemen und Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung führt. Häufig wird daher auch der Begriff “Burnout-Syndrom” verwendet.
Nicht der Burnout selbst ist also die Erkrankung, sondern er führt zu einer Erkrankung. Maßgeblich für diese Einschätzung ist die International Classification of Diseases (ICD), die aktuell in der für Deutschland angepassten Fassung des Jahres 2014 vorliegt. Nach dieser Klassifikationsordnung ist der Burnout ein Problem, das nicht als Krankheit eingestuft wird und nicht durch äußere Umstände oder Ursachen veranlasst ist. Betroffene teilen diese Einschätzung aufgrund ihrer Erfahrungen und des bestehenden Leidens sehr häufig nicht.
Einige Symptome des Burnouts können auf ein zugrunde liegendes Leiden mit Krankheitswert, wie beispielsweise eine Depression oder Angsterkrankung, hinweisen. Das ärztliche Gespräch und die Diagnostik dienen der genauen Abklärung.
Kognitive Alarmsignale: ständig kreisende Gedanken, Alpträume, Konzentrationsschwierigkeiten, Entscheidungsschwierigkeiten, keine gedankliche Klarheit, fehlende Kreativität, schlechtes Erinnerungsvermögen, kein Sinn für Humor, Gedanken kreisen um Gewalt oder Suizidalität, Leere im Kopf
Emotionale Warnsignale: Nervosität, Innere Unruhe, Innere Leere, Unausgeglichenheit, Einsamkeit, Angstgefühle, Wut, Gefühl von Sinnleere, geringes Einfühlungsvermögen, Lustlosigkeit, Gereiztheit
Verhaltensauffälligkeiten: unfähig abzuschalten, private Kontakte schleifen lassen, verminderte körperliche Aktivitäten: Sport und Bewegung ist unerwünscht, steigender Konsum von Alkohol und Drogen, Fluchttendenzen, unregelmäßiges oder unkontrolliertes Essen, überkritisches Verhalten, Aggressivität, nächtliches Zähneknirschen
Körperliche Alarmsignale: Muskelverspannungen, Schlafstörungen, Herzrasen, Verdauungsstörungen, Rückenschmerzen, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrgeräusche
Nicht alle der oben genannten Symptome müssen bei einem Burnout vorliegen. Oft erfolgt der Prozess schleichend. Arztbesuche nehmen zu, es erfolgt mitunter auch eine Verschiebung der psychischen Belastung auf körperliche Beschwerden hin. D.h. der Arztbesuch erfolgt vordergründig aufgrund einer körperlichen Erkrankung – der ursächliche Stress und die Belastungssituation als Auslöser bleiben zunächst unthematisiert.
Burnout-Symptome sind in erster Linie Alarmzeichen des Körpers auf ein bestehendes und anhaltendes Ungleichgewicht.
Im Normalfall passt sich der Mensch den Anforderungen seines Umfeldes sehr gut an. Auf eine Stressreaktion erfolgt ein Zustand der Entspannung. Die Fähigkeit, auf Störungen reagieren und angemessen damit umgehen zu können, wird in der Fachsprache als Resilienz bezeichnet.
Chronischer (langzeitig oder dauerhaft anhaltender) Stress führt dazu, dass eine Entspannung immer weniger möglich ist. Kann der Stress dann nicht mehr verarbeitet werden, erfolgt letztendlich der Zusammenbruch. Dies äußert sich in einem körperlich, geistig und seelisch totalen Erschöpfungszustand.
Vielfach konnte von Ärzten ein gestörter Wach-Schlaf-Rhythmus als erstes Indiz für einen Burnout beobachtet werden. Normalerweise sollte der Mensch tagsüber wach und voller Energie sein. In der Nacht schaltet der menschliche Körper automatisch in den Schlafmodus, um sich zu erholen und zu entspannen. Der Schlaf dient demnach dazu, neue Energie für den folgenden Tag zu gewinnen.
Bei vielen Burnout-Betroffenen ist der Wach-Schlaf-Rhythmus bereits seit einiger Zeit gestört. Dies kann ein erstes Anzeichen für eine körperliche Belastung durch andauernden Stress sein. Ein gestörter Wach-Schlaf-Rhythmus kann demnach darauf hindeuten, dass das "Körpersystem" gestört ist.
Mehr zum Thema Schlafstörungen erhalten sie hier: Schlafstörungen
Die Symptome des Burnouts stehen in einem starken Zusammenhang mit dauerhaften Belastungen, wie sie beispielsweise am Arbeitsplatz oder in der häuslichen Umgebung vorzufinden sind.
Burnout ist jedoch keine "Managerkrankheit", sondern kann auch im privaten Umfeld, beispielsweise durch familiäre Betreuungs- und Pflegesituationen, entstehen. Ebenfalls sind viele Berufsfelder wie beispielsweise Kranken- und Altenpflegepersonal, Lehrer, Kindergärtner und Sportler zunehmend häufiger von einem Burnout betroffen.
Eine Vielzahl von kritischen Lebensereignissen kann zu hohen Stressbelastungen führen. Der menschliche Körper hat im Laufe der Entwicklung gelernt, diese Stresssituationen gut bewältigen zu können. Mit dem Fachbegriff nennt sich diese Fähigkeit "Coping".
Wenn viele stressige Lebensereignisse zusammen kommen oder kurz aufeinander folgen, nimmt auch die Stressreaktion im Körper zu. Fehlt dann die Möglichkeit, den Stress auf gesunde Weise wieder abzubauen, dann werden die Quellen (Ressourcen) für die Erneuerung der eigenen Kräfte immer weiter ausgeschöpft. Das Risiko für einen Burnout steigt an.
Weiterhin spielen auch Persönlichkeitsmerkmale eine Rolle, denn besonders ehrgeizige und perfektionistische Menschen mit großen beruflichen Ambitionen oder hohen selbst gesetzten Zielen sind deutlich öfter belastet.
Bis es zu einem Burnout kommt, durchlaufen Betroffene meist einen schleichenden Prozess, der sich in unterschiedliche Phasen einteilen lassen kann.
In der ersten Phase befinden sich Betroffene in einer permanenten Stressbelastung. In Phase zwei bilden Betroffene eine chronischen Stressüberlastung aus. In der dritten und letzten Phase folgt das sogenannte "Ausbrennen" mit einer psychophysischen Erschöpfung, dem manifesten Burnout.
Die Dauer der einzelnen Phasen ist dabei für den Einzelnen unterschiedlich lang und können nicht bei jedem pauschal angewendet werden.
Burnout ist in den 1970er Jahren erstmals beschrieben worden. Zieht man die Ursprünge des Burnouts in Betracht, handelt es sich demnach um ein gesundheitliches Problem, das seit 40 Jahren bekannt ist. Zunächst beschränkte sich die Diagnose "Burnout" auf sogenannte "helfende" Berufe, bei denen der Einzelne ein hohes Engagement mitbringt und wenig Wertschätzung erfährt. Hierzu zählen bspw. Krankenpfleger, Lehrer und Polizisten. Später wurde Burnout als "Managerkrankheit" stigmatisiert und öffentlich stark diskutiert. Häufig setzen Betroffene zu Beginn ihrer Karriere all ihre Kraft ein und bemerken zu spät, dass sie damit körperlich und mental überfordert sind und ihr Einsatz nicht wie erhofft gewürdigt wird. Aus diesem Grund stehen die Symptome eines Burnouts meist im Zusammenhang mit dauerhaften Belastungen im Beruf oder im Privatleben, nicht selten auch in der Kombination von beiden.
In der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) ist ein Burnout als „Ausgebranntsein“ und „Zustand der totalen Erschöpfung“ nur als Zusatzdiagnose gelistet. Genau daran scheitert die Burnout-Diagnostik, da diese Art der Klassifizierung eine übergeordnete Behandlungsdiagnose voraussetzt. Diese ist in der Regel immer eine Depression. Im Gegensatz zum Burnout zählt eine Depression als Krankheit.
Auf der Basis eines "Notfallplans" kann ein mehrtägiges Therapieprogramm zusammengestellt werden, um einen bereits vorhandenen Burnout zu behandeln. Die Behandlung erfolgt während eines therapeutisch begleiteten fünftägigen Kuraufenthaltes in einer Privatklinik. Nach einem ausführlichen Erstgespräch und der Analyse der Situation steht die seelische und körperliche Wiederherstellung der Belastbarkeit im Vordergrund. Aufgrund der labormedizinischen Untersuchungen erfolgt ein individuell abgestimmtes Vitalprogramm. Orientiert an den drei Säulen der Burnout-Therapie (seelisch, körperlich, sozial) werden auch die theoretischen Hintergründe vermittelt. Daneben rundet ein Maßnahmenplan für den Alltag das Behandlungskonzept ab.
Die Ressourcen für den Stressabbau sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die einen suchen Entspannung in sportlichen Aktivitäten, die anderen betätigen sich im künstlerischen oder musischen Bereich. Auch können Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga beim Stressabbau behilflich sein. Ebenso sind verschiedene Wellness-Angebote wie Saunagänge, Thermalbaden und auch Massagen oder Wärmebehandlungen sehr beliebt. Als Gegenmaßnahme für organisatorische oder zeitliche Probleme bieten Zeitmanagement-Kurse eine gute Unterstützung.
Um herauszufinden, welche Methoden für die eigene Situation hilfreich sind, bietet sich die präventive Untersuchung des Burnout-Potenzials (IST-Analyse) an. Daraufhin erfolgt ein individueller Behandlungsplan, abhängig von der bestehenden Belastungssituation und den Anforderungen. Auf diese Weise kann die Behandlung auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt und die Resilienz erhöht werden. Der behandelnde Arzt erstellt daher erst nach einer eingehenden Untersuchung den auf die persönliche Lebens- und Belastungssituation zugeschnittenen Behandlungsplan.
Die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit des Körpers wird auch durch die Stoffwechsel-Leistungsfähigkeit bestimmt. Werden mit der Nahrung nicht ausreichend Nährstoffe aufgenommen, kommt es zu einer Unterversorgung. Derart wird Stress auch durch biochemische Stoffwechsel-Leistungstests erkennbar. In Stresssituationen steigt der Bedarf des Körpers an bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren. Eine gezielte Zufuhr wirkt daher sowohl vorbeugend als auch im Bedarfsfall unterstützend. Die Zusammenstellung erfolgt auf der Basis einer ausführlichen, labormedizinischen Diagnostik.
Kommt ein Burnout-Syndrom rechtzeitig in professionelle Hände, verspricht eine Psychotherapie gute Heilungschancen. Sie hilft dabei, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit besser zu erkennen und realistische, erreichbare Ziele zu definieren.
Für Burnout-Patienten gibt es keine Standardtherapie. Jeder Mensch ist anders und auch die Ursachen für ein Burnout-Syndrom sind jeweils anders gelagert. In der Psychotherapie stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung, die den individuellen Erfordernissen jedes Betroffenen gerecht werden. Meist kommt Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie, die als Einzel- oder Gruppentherapie angeboten wird, zum Tragen. Alle Therapieformen haben das Ziel, den Patienten zu einer adäquaten Konflikt- und Stressbewältigung zu befähigen, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht.
Das hängt ganz von der gewählten Therapieform ab. Allen Therapieformen liegt die Suche nach individuellen Stressauslösern zugrunde, die dann mit unterschiedlichen Ansätzen therapiert werden. Die Therapeuten nutzen sowohl verbale als auch nonverbale Kommunikation und arbeiten mit bewussten und unbewussten Bereichen, um die Ursachen der Stress auslösenden Faktoren zu bestimmen.
In der Gesprächstherapie geht es darum, verlorenes Selbstbewusstsein wieder aufzubauen, Ansprüche des Patienten an sich zu überprüfen und zu relativieren sowie eigene Gefühle und Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Ziel ist es, einen neuen Umgang mit Konflikten und Stresssituationen zu erlernen. Vielen Betroffenen hilft es, sich in einer Gruppentherapie über ihr Erleben, das für die Außenwelt meist nicht nachvollziehbar ist, auszutauschen. Für andere wiederum kann eine Einzeltherapie effektiver sein. Welche Therapieform geeignet ist, findet der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten heraus.
Diese Therapieform ist in der Behandlung des Burnout-Syndroms meist vielversprechend. Die Verhaltenstherapie löst Strukturen eingefahrener Verhaltensmuster, die die Krankheit zementieren und befeuern, auf. Negative Paradigmen im eigenen Verhalten, die zum Entstehen des Burnouts beigetragen haben, werden konstruktiv verändert oder durch positive Muster ersetzt.
Oft sind Patienten mit Burnout nicht mehr in der Lage, sich selbst zu spüren und treiben Raubbau an den eigenen Ressourcen. Dann kann es sinnvoll sein, eine Psychotherapie mit Körpertherapien und Entspannungstechniken (autogenes Training, Yoga, Meditation) zu ergänzen. Dadurch werden Anspannungen im Körper bewusst wahrgenommen und gelöst und auch die Psyche kann sich entspannen. Mitunter kann eine zusätzliche medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva oder Serotoninverstärkern hilfreich sein.
Ein Burnout kann meist ambulant behandelt werden. Wie viele psychotherapeutische Sitzungen letztendlich erforderlich sind, hängt ganz vom Stadium der Erkrankung und individuellen Ursachen ab. Ist die Erkrankung bereits sehr weit fortgeschritten, kann eine stationäre Behandlung erforderlich sein. Die Kosten für eine Psychotherapie werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
Mitunter können eine Veränderung der Arbeitssituation und eine Neustrukturierung des Privatlebens erforderlich sein, um nicht wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen. Besonders Perfektionisten müssen sich von ihrem steten Perfektionsstreben dauerhaft verabschieden, um einen Burnout zu besiegen.
Die Stressmedizin ist ein neues Gebiet innerhalb der Psychosomatik, das im Spannungsfeld gesellschaftlicher Veränderungen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Stress. Die Stressmedizin verfolgt daher einen ganzheitlichen Ansatz und bezieht Aspekte wie Persönlichkeit, individuelles Umfeld und genetische Vorbelastungen des Betroffenen in Diagnostik und Therapie ein. Außerdem zieht sie medizinische Analyseverfahren heran, die stressbedingte hormonelle Veränderungen erfassen und analysieren.
Ziel der Stressmedizin ist es, Burnout Patienten aus dem Teufelskreis der Leistungsdruck-Stress-Überforderung herauszuholen und ihnen verlorene Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zurückzugeben.
Gelegentlicher Stress ist nicht schädlich – ganz im Gegenteil. Stress ist ein nützlicher Mechanismus, der – evolutionsgeschichtlich betrachtet – dem Menschen einst das Überleben sicherte. War Gefahr im Verzug, wurden Stresshormone ausgeschüttet, die den Menschen sekundenschnell auf Kampf oder Flucht einstellten. Diese Fähigkeit trägt der Mensch von heute weiterhin in seinen Genen, nur haben sich die Stress auslösenden Momente grundlegend gewandelt. Heute sind es berufliche und private Belastungen, die den Menschen in Atem halten. Bei einem Burnout ist der Organismus dauerhaft auf Kampf- und Fluchtmodus programmiert und Erholungsphasen entfallen – der Mensch erkrankt.
Der erste Schritt zur Diagnose ist die Suche nach maßgeblich Stress auslösenden Faktoren und wie diese sich in körperlichen Symptomen manifestieren. Der Arzt erstellt in Zusammenarbeit mit dem Patienten eine sogenannte “Stressachse”, in der Stress auslösende Momente genau erfasst und protokolliert werden. Grundlage dafür ist u. a. ein Verfahren, das über drei Tage und Nächte kontinuierlich den Herzschlag misst und Phasen der Anspannung und Entspannung im Tagesablauf des Patienten festhält. Mithilfe des Betroffenen ist es möglich, ein genaues Stressprotokoll zu erstellen, das jedem Geschehen den entsprechenden Stress auslösenden Faktor zuordnet.
Anders als der rein psychologische Ansatz, der sich ausschließlich auf die Befragung des Patienten stützt, geht die Stressmedizin einen Schritt weiter. Sie bezieht medizinische Analyseverfahren ein, die die körperliche Belastung durch Dauerstress in Zahlen ausdrücken. Stress setzt hormonelle Veränderungen in Gang – also wird der Hormonspiegel der Stresshormone Cortisol, Dopamin, Serotonin, Adrenalin und Noradrenalin gemessen. Das Ergebnis der Untersuchung gibt Aufschluss über den aktuellen Stresspegel des Betroffenen und macht gezielte personalisierte Hilfe möglich. Mit der Hormondiagnostik lässt sich ein Burnout-Syndrom genau von anderen stressassoziierten Erkrankungen wie Depression oder Fibromyalgie abgrenzen.
Das Hormonsystem ist eng mit dem Nervensystem verknüpft und steuert viele Vorgänge im Körper. Gerät dieses empfindliche System durch Dauerstress aus dem Gleichgewicht, werden entweder zu viel oder zu wenig Stresshormone produziert. So kann z. B. der Cortisolwert dauerhaft abgesenkt sein. Ein niedriger Wert bewirkt schon am Morgen eine lähmende Schlappheit, die der Betroffene meist auch im Tagesverlauf nicht abzustreifen vermag. Oft ist gleichzeitig die Produktion des Glückshormons Serotonin deutlich herabgesetzt. Es sorgt u. a. dafür, dass wir uns entspannen können. Messungen des Hormonspiegels geben schnell Aufschluss über Art und Schwere der Erkrankung.
Beim Burnout-Syndrom fließen Aspekte der Psychologie, Immunologie, Neurologie und des Hormonsystems ein. Daher intergiert die Stressmedizin diese ebenfalls in die Therapie. Zunächst gilt es, den Stresshormonhaushalt wieder in Gleichklang zu bringen und entzündlich-allergische Prozesse zu stoppen, die häufig einen Burnout begleiten. Für eine kurz- und mittelfristige Behandlung hat sich die Gabe von Hydrokortison und DHEA (ein Nebennierenhormon) als wirkungsvoll erwiesen. Auch eine Erhöhung des Serotoninspiegels ist effektiv in der Behandlung des Burnout-Syndroms.
Bei Patienten, deren Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten ist, verspricht Akupunktur – besonders die NADA Ohrakupunktur Besserung. Sie greift regulierend in das vegetative Nervensystem ein und aktiviert körpereigene Ressourcen. So kann der Betroffene leichter Entspannungstechniken erlernen, um selbst wieder aktiv Erholungsphasen herbeizuführen.
Hilfreich ist ebenfalls das Herzkohärenztraining. Diese einfache Technik, die sich aus Atemtechnik und Imagination zusammensetzt, kann der Patient in seinem Alltag eigenständig anwenden. Außerdem bedient sich die Stressmedizin einer speziellen Methode, der EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Diese Interventionstechnik versucht, die für den Betroffenen fest mit dem Burn-out verknüpften Muster gezielt aufzubrechen und unwirksam zu machen. Nicht zuletzt muss der Betroffene lernen, achtsam mit seinen Ressourcen umzugehen und die richtige Balance zwischen Erholungs- und Belastungsmomenten zu finden.
Wie schnell sich Betroffene von einem Burnout erholen, hängt ganz wesentlich davon ab, in welcher Phase der Erkrankung sich die Patienten befinden. Daher ist es wichtig, sich schon bei ersten Alarmsignalen für eine Behandlung zu entscheiden.
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