Eine Chlamydien-Infektion ist eine sexuell übertragbare, bakterielle Krankheit, die sowohl Frauen als auch Männer betreffen kann. Hier finden Sie Infos über Ansteckungswege, Symptome, Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten.
Wer ist betroffen? | Frauen und Männer, vor allem bei häufig wechselnden Sexualpartnern bzw. ungeschütztem Geschlechtsverkehr |
Ansteckung | u.a. ungeschützter Geschlechtsverkehr (vaginal, anal, oral), Tröpfcheninfektion (Vaginal- / Samenflüssigkeit), Übertragung von der Mutter auf Neugeborenes bei der Geburt |
Symptome | u.a. Frauen: starker o. blutiger Ausfluss, Brennen o. Jucken beim Wasserlassen, Unterleibsschmerzen, Fieber, Zwischenblutungen. Männer: Schmerzen u. Brennen beim Wasserlassen, eitriger Ausfluss, Nebenhodenentzündung |
Diagnose | Abstrich vom Gebärmutterhals o. Harnröhre, Urintest, Bluttest |
Therapie | verschiedene Antibiotika |
Chlamydien im Allgemeinen bezeichnen eine Gruppe von Bakterien, die eine Vielzahl von Erkrankungen auslösen können. Zumeist spricht man bei "Chlamydien" allerdings von der gleichnamigen Geschlechtskrankheit Chlamydien, bei der Geschlechtsorgane und Harnwege befallen sind und die unbehandelt sogar zur Unfruchtbarkeit führen kann.
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Zur Gruppe der Chlamydien zählen verschiedene Bakterien, die beim Menschen ganz unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen können. Wenn umgangssprachlich von "Chlamydien" gesprochen wird, ist damit meist die gleichnamige Geschlechtskrankheit gemeint. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Chlamydieninfektion der Geschlechtsorgane und Harnwege. Eine solche Infektion verläuft oft völlig beschwerdefrei, kann jedoch unbehandelt ernsthafte Komplikationen verursachen und sogar zur Unfruchtbarkeit führen.
Weltweit erkranken mehr als 90 Millionen Menschen jährlich an einer Chlamydieninfektion. Damit zählt die Erkrankung neben Genitalherpes, Tripper und den humanen Papillomaviren zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland wird auf jährlich etwa 300.000 geschätzt. Vermutlich Tausende Frauen leiden an Unfruchtbarkeit infolge einer Chlamydieninfektion.
Die Infektion mit Chlamydien erfolgt meist über die Schleimhäute der Harnwege oder Geschlechtsorgane sowie über den Analbereich. Eine Infektion ist bei ungeschütztem Vaginal- und Analverkehr ebenso möglich wie beim Oralverkehr und beim gemeinsamen Gebrauch von infizierten Gegenständen. Dazu zählt beispielsweise verunreinigtes Sexspielzeug. Außerdem können infizierte Mütter den Erreger bei der Geburt auf ihr Kind übertragen.
Auf öffentlichen Toiletten oder bei gemeinsam benutzten Handtüchern ist eine Infektion hingegen sehr unwahrscheinlich. Zu einer Ansteckung kann es nur bei direktem Kontakt der Schleimhäute oder Körperflüssigkeiten kommen.
Um einer Chlamydieninfektion vorzubeugen, sollte der ungeschützte Geschlechtsverkehr vermieden und stattdessen mit Kondomen verhütet werden. Das gilt insbesondere für Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Während der Schwangerschaft wird in der Regel ein Screening auf Chlamydien als Teil der Mutterschaftsvorsorge durchgeführt. Da junge Mädchen und Frauen besonders gefährdet sind, empfehlen führende Fachverbände regelmäßige Chlamydien-Tests bis zum 34. Lebensjahr. Für Frauen zwischen 20 und 25 Jahren wird der Test einmal pro Jahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Eine Impfung gegen Chlamydien gibt es bislang nicht.
Chlamydien werden i.d.R. nicht über das Küssen, gemeinsam genutzte Toiletten, Handtücher oder Bettwäsche übertragen!
Auslöser der Chlamydieninfektion ist die Bakterienart Chlamydia trachomatis (Serotyp D-K). Die Bakterien werden in der Regel beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und nisten sich zunächst in den Zervikalschleimhäuten ein. Die Zervikalschleimhaut ist wenig innerviert und macht bei einer Infektion bis auf einen eitrigen Fluor kaum Beschwerden. Von dort aus gelangen sie ins Zellinnere, wo sie sich vermehren und sich auf weitere Zellen ausbreiten. In der Folge kommt es zu Entzündungen der Harnröhre und der Geschlechtsorgane.
Die Vermehrung der Bakterien erfolgt nach einem komplexen Muster: Zunächst befallen die Erreger als sogenannte Elementarkörperchen die Zellen. Anschließend wandeln sie sich in Retikularkörperchen um. In dieser Form verfügen die Bakterien über einen aktiven Stoffwechsel und können sich durch wiederholtes Teilen vermehren. Wenn dieser Teilungsprozess wieder und wieder stattfindet, platzt die Wirtszelle irgendwann auf und setzt die Erreger frei. Diese wandeln sich nun wiederum in Elementarkörperchen um und können neue Zellen befallen.
Bis sich die ersten Symptome einstellen, vergehen im Durchschnitt etwa 2 bis 6 Wochen. Auch ohne akute Beschwerden können die Erreger jedoch über Jahre hinweg im Körper verbleiben und auf mögliche Geschlechtspartner übertragen werden. Eine solche unentdeckte Chlamydieninfektion verläuft häufig chronisch. Es besteht die Gefahr, dass es zu späteren Komplikationen und Folgeerkrankungen wie etwa Unfruchtbarkeit, einer Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft kommt.
Frauen:
Männer:
Neugeborene:
Chlamydieninfektionen treten sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf und verlaufen je nach Geschlecht unterschiedlich.
Bei Frauen zeigen sich oftmals gar keine Symptome (80%) oder aber es kommt nach 2 bis 6 Wochen zu einer eitrigen Harnröhrenentzündung. Diese geht häufig einher mit starkem Ausfluss, Brennen oder Juckreiz beim Wasserlassen. Wenn sich die Chlamydien auf Gebärmutterhals, Eileiter und Eierstöcke ausbreiten, kann es zu weiteren Beschwerden kommen. Dazu zählen beispielsweise Unterleibsschmerzen, Fieber, blutiger Ausfluss oder Zwischenblutungen.
Bei Männern geht die Infektion deutlich häufiger mit spürbaren Symptomen einher, kann jedoch ebenfalls unbemerkt verlaufen (50%). Die Inkubationszeit beträgt wie auch bei Frauen 2 bis 6 Wochen. Nach Ablauf dieser Frist kommt es zu einer eitrigen Harnröhrenentzündung und seltener zu einer Nebenhodenentzündung. Typische Symptome sind Schmerzen, Juckreiz oder Brennen beim Wasserlassen sowie ein schleimig-eitriger Ausfluss.
Auch Neugeborene können an einer Chlamydieninfektion erkranken. Bei infizierten Schwangeren kommt es in etwa 60 bis 70 % der Fälle bei Durchtritt durch den Geburtskanal zur Neugeboreneninfektion. Meist entsteht eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis), seltener eine Mittelohrentzündung (Otitis media). Wird erregerhaltiges Vaginalsekret während der Geburt aspiriert, kann es zu einer schweren Lungenentzündung (Pneumonie) des Neugeborenen kommen. Außerdem gibt es Hinweise für ein erhöhtes Risiko von Frühgeburten, vorzeitigem Blasensprung und kindlichem Untergewicht bei unbehandelten bzw. unentdeckten Chlamydieninfektionen in der Schwangerschaft.
Für die Diagnose einer Chlamydieninfektion stehen dem Arzt verschiedene Methoden zur Verfügung. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung erhält er oftmals bereits Hinweise zu einer möglichen Infektion, zum Beispiel ein gelblicher Ausfluss oder bei Frauen ein gelbliches Sekret im Bereich des Gebärmutterhalses. Auch unklare Unterbauchbeschwerden können auf eine chronische Chlamydieninfektion hinweisen.
Zur weiteren Diagnose nimmt der Arzt einen Abstrich des Gebärmutterhalses oder der Harnröhre beim Mann. Der Abstrich wird mikroskopisch auf Chlamydien untersucht. Bei einem Befall der Harnröhre besteht außerdem die Möglichkeit, den Erreger über einen Urintest nachzuweisen. Ein positives Testergebnis deutet auf eine frische Chlamydieninfektion hin.
Wenn bereits eine chronische Chlamydieninfektion vorliegt, kann der Erreger im Abstrich der Schleimhäute oftmals nicht mehr nachgewiesen werden. In diesem Fall wird bei einem Infektionsverdacht auch eine Blutprobe genommen. Die serologische Blutuntersuchung gibt Aufschluss darüber, ob im Blut Antikörper gegen den Erreger vorhanden sind. Ein positives Testergebnis sagt jedoch nicht aus, zu welchem Zeitpunkt die Infektion stattgefunden hat. Außerdem lässt sich eine akute Infektion frühestens nach 6 bis 8 Wochen im Blut nachweisen.
Ergänzend zur ärztlichen Diagnose werden mittlerweile auch verschiedene Chlamydien-Selbsttests angeboten, die zu Hause durchgeführt werden können.
Ein solcher Chlamydien-Schnelltest soll den Erreger im Urin, in der Harnröhre oder im Bereich des Gebärmutterhalses nachweisen. Die genaue Funktionsweise variiert bei den einzelnen Test-Kits.
Das Robert-Koch-Institut rät vom Gebrauch handelsüblicher Schnelltests ab, da die Ergebnisse in aller Regel sehr ungenau sind. Auch kann der Schnelltest bei einer Harnwegserkrankung, während der Regelblutung und in der Schwangerschaft nicht durchgeführt werden. Außerdem müssen die Testergebnisse zum Teil erst eingesandt und im Labor ausgewertet werden.
Wer aber dennoch einen Heimtest durchführt und ein positives Ergebnis erhält, sollte im Anschluss unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dieser kann den Infektionsverdacht anhand von weiteren Untersuchungen bestätigen oder eine Chlamydieninfektion ausschließen.
Gegen Chlamydieninfektionen werden verschiedene Antibiotika eingesetzt, mit deren Hilfe sich die meisten Infektionen gut behandeln lassen. Wie lange die Behandlung dauert, hängt unter anderem davon ab, welche Organe betroffen sind und welche Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Bei einer Entzündung des Gebärmutterhalses beträgt die Therapiedauer etwa 10 Tage, bei einer Entzündung im oberen Genitaltrakt etwa 20 Tage. Eine stationäre Behandlung im Krankenhaus ist nur in besonders schweren Fällen erforderlich.
Einige Antibiotika können Nebenwirkungen wie beispielsweise Herz-Rhythmus-Störungen auslösen. Aus diesem Grund sollte der Arzt vor Beginn der Therapie auf bestehende Herzerkrankungen hingewiesen werden. Chlamydien während der Schwangerschaft müssen ebenfalls behandelt werden, da die Gefahr von Komplikationen wie etwa einer Frühgeburt besteht. Die Therapie erfolgt in diesem Fall mit Wirkstoffen, die auch während der Schwangerschaft eingesetzt werden können.
Während der Antibiotika-Therapie sind für den Patienten mehrere Dinge zu beachten:
Zum einen sollte während und unmittelbar nach der Behandlung auf sexuelle Kontakte verzichtet werden. Zum anderen empfiehlt es sich dringend, den Partner immer zeitgleich mit zu behandeln. Das Gleiche gilt für alle Sexualpartner der letzten zwei Monate. In gut der Hälfte aller Erkrankungsfälle ist der Partner ebenfalls betroffen, sodass sich beide Partner bei Nichtbehandlung immer wieder gegenseitig anstecken würden. Man spricht auch vom sogenannten "Ping-Pong-Effekt".
Eine frühzeitig erkannte und behandelte Chlamydieninfektion heilt in aller Regel ohne weitere Folgen aus. Allerdings wird die Therapie meist dadurch erschwert, dass viele Betroffene keine oder nur sehr schwache Symptome entwickeln. Generell gilt: Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto geringer ist das Risiko von Spätfolgen und Komplikationen. Aus diesem Grund sollte auch bei leichten Beschwerden vorsorglich ein Arzt aufgesucht werden. Noch besser ist es, regelmäßig einen Chlamydien-Test durchführen zu lassen.
Hat die Infektion bereits ein chronisches Stadium erreicht, so können bei Frauen die Eileiter vernarben und verkleben. Bei Männern kann sich die Erkrankung auf Prostata und Nebenhoden ausbreiten. In diesem Stadium gestaltet sich die Behandlung schwieriger und langwieriger. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist es außerdem, dass die ärztlich verschriebenen Maßnahmen konsequent angewandt werden. Ist dies nicht der Fall, kommt es häufig zu erneuten Infektionen.
Je länger eine Infektion mit Chlamydien unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko von Komplikationen und Folgeschäden. Bei Frauen besteht die Gefahr, dass sich die Erreger über die Harnwege auf die Geschlechtsorgane ausbreiten. Hier kann es zu einer schwerwiegenden Eileiter- oder Gebärmutterhalsentzündung kommen. Bei einer solchen chronischen Entzündung verkleben oder vernarben die Eileiter, sodass es unter Umständen zur Unfruchtbarkeit kommt. Außerdem steigt das Risiko von Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaften.
Wandert die Entzündung unbehandelt weiter in den Bauchraum, können die Erreger auch in die Blutbahn gelangen. In diesem Fall besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen bakteriellen Blutvergiftung.
Beim Mann führt eine unbehandelte Chlamydieninfektion zunächst meist zu einer Harnröhrenentzündung. Diese breitet sich im schlimmsten Fall auf die Prostata und die Nebenhoden aus. Hier kann die Infektion äußerst schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Auch Männer können in seltenen Fällen durch eine unbehandelte Chlamydieninfektion unfruchtbar werden.
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