Die Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Allerdings werden psychische Krankheiten immer noch tabuisiert und Betroffene haben oft nicht den Mut offen über ihren Gemütszustand zu sprechen. Dabei hat die Depression – frühzeitig diagnostiziert – gute Heilungschancen. Deshalb sollte man sich nicht scheuen professionelle Hilfe zu suchen.
Ursachen | Zusammenspiel unterschiedlicher Einflüsse, u.a. psychosoziale Faktoren (bspw. traumatische Erlebnisse, Verluste) und neurobiologische Aspekte (bspw. genetische Faktoren, gestörter Hirnstoffwechsel) |
Symptome | u.a. Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit, Selbstzweifel, innere Unruhe, Appetitlosigkeit, ständiges Grübeln, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Gefühl der Wertlosigkeit |
Diagnose | Über zwei Wochen mindestens zwei der drei Hauptsymptome und zusätzlich mindestens zwei Nebensymptome. Diagnose erfolgt durch einen Arzt oder Psychologen |
Behandlungsmöglichkeiten | psychotherapeutische Verfahren, medikamentöse Behandlung |
Depressionen sind psychische Beschwerden, die sich durch eine anhaltende gedrückte Stimmung, Interessenverlust sowie Schlaflosigkeit bemerkbar machen. Betroffene fühlen sich zumeist hilflos, begeben sich jedoch aufgrund von Schamgefühlen oder Unwissenheit nicht in ärztliche Behandlung.
Eine Depression hat wenig mit einem vorübergehenden Stimmungstief gemein, das jeder von uns einmal durchlebt hat. Einschneidende Ereignisse wie der Tod eines geliebten Menschen oder andere belastende Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit können zu einer depressiven Verstimmung führen, die jedoch meist wieder von alleine abklingt. Depressionen dagegen sind dauerhaft und treten oft unabhängig von Lebensumständen oder Ereignissen auf. Eine Depression hält den Betroffenen in einer Spirale aus tiefer Traurigkeit und quälender innerer Leere gefangen, aus der er sich selten selbst befreien kann.
Für die Entstehung einer Depression sind vielfältige Faktoren verantwortlich, die bei jedem Menschen unterschiedlich gelagert sein können. Beteiligt sind sowohl körperliche als auch seelische Prozesse, die in einer Wechselwirkung ineinandergreifen. Bei depressiven Patienten ist meist ein gestörter Hirnstoffwechsel vorhanden. Das Gleichgewicht zwischen Botenstoffen wie Serotonin und Noradrenalin ist bei Betroffenen empfindlich gestört. Noch ist allerdings strittig, ob diese Stoffwechselstörung Ursache oder Folge krankhafter Prozesse ist. Zwar können auch belastende Lebensumstände “Initialzündung” für eine Depression sein, doch führen diese nicht bei allen Menschen zu einer depressiven Erkrankung. Hier können erworbene oder angeborene Neigungen zum Tragen kommen. Vor allem perfektionistische, extrem leistungsorientierte Menschen, die mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein ausgestattet sind, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken. Nicht zuletzt kann eine Depression auch durch Erkrankungen wie Tumore, Hormonstörungen, Parkinson oder Schilddrüsenunterfunktion bedingt sein.
Patienten berichten am häufigsten über lähmende Antriebslosigkeit und Unfähigkeit, Freude zu empfinden. Sie verlieren selbst an zuvor geliebten Tätigkeiten das Interesse. Depressive werden oft von quälenden Selbstzweifeln und Schuldgefühlen geplagt. Betroffene empfinden die Außenwelt häufig als bedrohlich und fühlen sich selbst in Alltagssituationen überfordert. Auch innere Unruhe, fehlende Konzentration und Schlafstörungen machen Betroffenen zu schaffen. Oft berichten Patienten auch von fehlendem oder übersteigertem Appetit. Diese Symptome gehen häufig mit vermehrten Angstgefühlen einher. Hinzu können körperliche Symptome wie Brustschmerzen, Schwindel, Rücken-, Magen- oder Kopfschmerzen kommen, die jedoch keine organischen Ursachen haben. Meist treten Symptome verstärkt morgens auf und nehmen gegen Abend ab.
Erster Schritt zur Erkennung einer Depression ist die gründliche Anamnese durch einen Arzt. Dabei werden medizinische und biografische Vorgeschichte, sowie persönliche Lebensumstände des Patienten erfasst. Psychologen nutzen mitunter ein Fragebogenverfahren. Ist eine Mindestanzahl bestimmter Beschwerden erreicht, liegt eine Depression vor. Trotzdem ist es aufgrund des komplexen Krankheitsbildes nicht einfach, die Erkrankung zu diagnostizieren.
Man unterscheidet hauptsächlich zwischen zwei Formen: der unipolaren und der bipolaren Depression. Die Mehrzahl der Patienten erkrankt an der unipolaren Variante, die von einer durchgängigen oder episodisch wiederkehrenden tiefen Verstimmung gekennzeichnet ist. Weniger häufig tritt die bipolare (manisch-depressive) Störung auf, in deren Verlauf sich Phasen des Hochgefühls mit Phasen tiefer Depression abwechseln. Hält die Depression mehr als zwei Jahre an, wird sie als Dysthymie bezeichnet. Eine leichte Form ist die Winterdepression, die vom Lichtmangel der dunklen Jahreszeit ausgelöst wird.
Leidet ein Mensch an einer depressiven Krankheit, ist das nicht nur für ihn selbst eine starke Belastung. Auch die nahe Umgebung ist betroffen. Wer jeden Tag mit dem Kranken zu tun hat – als Familienangehöriger, Freund oder Arbeitskollege –, steht vor einer neuen Herausforderung. So kann ihn die schlechte Stimmung eines depressiven Menschen selbst belasten. Außerdem macht sich oft ein Gefühl der Hilflosigkeit breit. Man sieht einen Verwandten, Freund oder Kollegen leiden und weiß nicht, wie man sich verhalten soll. In der Tat kann man einiges falsch machen, wenn man sich nicht eingehend über die Krankheit informiert hat. Einige Hinweise sollen deshalb helfen, dem depressiv Erkrankten ein hilfreicher Begleiter zu sein.
Wichtig ist zunächst, sich genau über das Krankheitsbild „Depression“ zu informieren. So gelingt es leichter, Verhaltensweisen des Kranken zu begreifen und ihm zu helfen. So versteht man auch, dass persönlicher Rückzug oder eine scheinbar ablehnende Haltung einer depressiven Person keinesfalls persönlich genommen werden dürfen. Sie sind eher Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit des Erkrankten.
Angehörige geben gern gute Ratschläge, um Betroffene wieder „in die richtige Spur zu bringen“. Das ist selten hilfreich. Gemeinplätze wie „Die Zeit heilt alle Wunden!“ oder „Das wird schon wieder!“ sind kontraproduktiv, da es sich bei der Depression um eine Krankheit handelt, die therapiert werden muss. Auch ein etwas ungeduldiges „Jetzt reiß‘ dich mal zusammen!“ schadet eher als dass es nutzt. Dem Kranken wird damit nicht geholfen.
Ebenso versteht es sich, dass Kritik oder Vorhaltungen völlig fehl am Platze sind. Sie würden die schlechte Stimmung und Verzweiflung des Betroffenen eher verschlimmern statt verbessern.
Äußert der Kranke Suizidgedanken, sollten diese weder unter den Tisch gekehrt noch dramatisiert werden. In jedem Fall ist es wichtig, auch Andeutungen bereits ernst zu nehmen. Versuche, dem Kranken solche Gedanken einfach auszureden, sind wenig sinnvoll. Allerdings sollte man sich jederzeit zu diesem Thema gesprächsbereit zeigen. Es schadet auch nichts, vorsichtig Alternativen aufzuzeigen – aber ohne erhobenen Zeigefinger. Professionelle Hilfe ist auf jeden Fall angeraten. Der behandelnde Arzt oder Therapeut sollte über geäußerte Suizidgedanken informiert werden.
Bedenken Sie als Angehöriger eines: Sie können die Krankheit nicht allein behandeln, aber einen wichtigen Beitrag leisten. Überfordern Sie sich dabei nicht. Depressionen sind langanhaltende Störungen des Hirnstoffwechsels und verschwinden nicht von einem Tag auf den anderen. Haben Sie also Geduld und bewahren Sie – bei allem Engagement – immer selbst die notwendige Distanz, um auch Ihr eigenes Leben weiterhin zu regeln. Beschränken Sie sich bewusst auf die Rolle des Helfers und nicht auf die des Heilers.
Depressiv Erkrankte gehören in die Hände eines Arztes. Dabei gelingt den Betroffenen selbst nur selten der Schritt, einen Arzt aufzusuchen. Antriebslosigkeit, Scham oder Verzweiflung spielen hierbei eine Rolle. Als Angehöriger sind Sie deshalb gefordert, zum Arztbesuch zu motivieren. Machen Sie dem Betroffenen klar, dass er unter einer Krankheit leidet, die nicht von alleine verschwindet. Ein Facharzt kann eine genaue Diagnose erstellen und weitere Maßnahmen in die Wege leiten. Diese können aus einer medikamentösen Behandlung und/oder verhaltenstherapeutischen Ansätzen bestehen. Die moderne Medizin kennt viele Mittel, Depressionen wirksam zu behandeln.
Allgemein gehalten ist eine Depression eine Art Fehlfunktion, beziehungsweise Erkrankung im Gehirn. Unser Gehirn verarbeitet alle Lebensereignisse und äußeren Einflüsse und programmiert darauf hin eine entsprechende Reaktion. Nicht immer funktioniert das reibungslos und so werden wir angreifbar. Ein Zusammenwirken von Umweltfaktoren und der genetischen Veranlagung beeinflusst diese “Angreifbarkeit” und führt bei jedem zehnten zu einer Depression.
Neueste Statistiken zeigen deutlich gestiegene Zahlen bei der Diagnose von Depressionen - das wirkt tatsächlich als wären wesentlich mehr Menschen an Depressionen erkrankt. Die Aussage, dieser Anstieg läge vor allem an dem steigenden Druck und Stress im Alltagsleben scheint logisch, sollte aber mit Vorsicht genossen werden. Die Zahl der Erkrankten ist nämlich nicht zwingend gestiegen, die Aufklärung über die Krankheit hat sich nur wesentlich gebessert und damit ist auch die Bereitschaft gestiegen sich zu einer Depression zu bekennen und behandeln zu lassen.
Zunächst werden Antridepressiva in Tablettenform, selten auch als Tropfen eingenommen und finden dann ihren Weg durch den Magen-Darm-Trakt, in den Blutkreislauf und in die Leber. Vom Blut aus wird das Antidepressiva dann ans Gehirn abgegeben. Die richtige Dosierung des Medikamentes hängt von den persönlichen Faktoren des Patienten ab. In einigen Fällen wird das Medikament vom Magen-Darm-Trakt gut aufgenommen und in der Leber nur geringfügig zersetzt, so dass sich in der Blutbahn eine ausreichende Dosierung des Antidepressiva befindet. In anderen Situationen, wenn die Leber das Medikament stark abbaut und Magen und Darm den Transport ins Blut erschweren, findet sich eine zu geringe Dosierung im Blutkreislauf. Um die passende Menge an Antidepressiva heraus zu finden, wird die Konzentration des Medikaments im Blutplasma gemessen. Zur weiteren Überprüfung wird außerdem die Hirnstromkurve (EEG) gemessen.
Die Nebenwirkungen der heutigen Antidepressiva sind geringer und weniger unangenehm als noch vor 60 Jahren. Dennoch treten bei einigen Patienten - meist zu Anfang der Behandlung - Gewichtszunahme, Schweißausbrüche, innere Unruhe und in seltenen Fällten auch sexuelle Störungen auf. Antidepressiva machen jedoch unter keinen Umständen abhängig.
Ja, es ist möglich das Wohlbefinden, das vor der Erkrankung bestanden hat, wieder herzustellen. Über die Hälfte der Patienten sind bereits nach einer Therapie von etwa sechs Wochen wieder “gesund”. Bei 20 bis 30 Prozent ist die Depression stärker und deswegen auch eine vertiefte Psychotherapie und verschiedene Medikamente nötig. Bei 5 bis 10 Prozent der Betroffenen ist eine vollständige Heilung nicht möglich. Eine Besserung kann zwar erzielt werden, Restsymptome der Krankheit bleiben dennoch bestehen.
Besonders deutlich äußert sich eine Depression in der eigenen Antriebslosigkeit. Zu Dingen, die einem früher Spaß machten, fehlt die Lust. Und damit auch die Motivation eigene Freunde zu treffen, was früher oder später in sozialer Isolation münden kann. Hinzu kommt oft der Eindruck überhaupt keine Gefühle mehr zu besitzen, weder extrem negative noch extrem positive. Einige Betroffen sprechen in diesem Fall auch von einem “Taubheitsgefühl”. Aus der Antriebs- und Lustlosigkeit entsteht oft eine Überforderung - die alltäglichsten Dinge werden als anstrengend und kaum zu überwältigen emfpunden. Das wiederum führt die Erkrankten oft in eine Spirale aus Selbstzweifeln und Angstzuständen. Im schlimmsten Fall beherrscht sogar der Gedanke an den Suizid (Selbstmord) die Betroffenen. Auch der Körper reagiert auf den schlechten Zustand, oftmals mit Schlaflosigkeit, Magen- und Darmproblemen sowie Appetitlosigkeit.
Für einen an Depression erkrankten Menschen ist es am wichtigsten, dass er von seinem Umfeld die nötige Unterstützung erfährt und aus dieser Richtung eine Entlastung spürt. Besonders Kritik und Unverständnis sind kontraproduktiv. Auch ist es wichtig, mit den übrigen Angehörigen und Bekannten zusammen zu arbeiten, sich über die Krankheit zu informieren und selbst in schwierigsten Situationen zu dem Erkrankten zu stehen und ihn zu unterstützen. Es gilt aber auch darauf zu achten, mit dem Betroffenen “normal” umzugehen, ihn also nicht durch ständige Gespräche über seine Krankheit zu überfordern und nicht selbst die Rolle eines Therapeuten zu übernehmen.
Grundsätzlich stehen drei Therapieansätze zur Verfügung. Die bedeutendsten sind psychotherapeutische Verfahren sowie die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva. Bei der Psychotherapie kommen zwei Behandlungsmethoden infrage. Die kognitive Verhaltenstherapie, die erlernte Verhaltensmuster positiv verändert und der tiefenpsychologische Ansatz, der sich um die Aufarbeitung von Konflikten bemüht. Unterstützend wirken sich Sport, Bewegung, Yoga und Kunsttherapie positiv auf das Krankheitsbild der Patienten aus. Meist ist eine Kombination aus allen Behandlungskonzepten sinnvoll, die vom Arzt genau auf den Patienten abgestimmt sind.
Anders als bei den meisten Behandlungen, werden die Kosten für eine Psychotherapie von den gesetzlichen Krankenkassen komplett übernommen. Besteht für einen gesetzlich Versicherten Bedarf an einer Psychotherapie, so kann sich dieser mit seiner Krankenversicherungskarte direkt an einen Therapeuten wenden. Nach drei bis fünf Vorgesprächen wird dann der Antrag zur Kostenübernahme an die Krankenkasse übergeben. In der Regel werden maximal 100 Einzelsitzungen von der gesetzlichen Krankenkasse genehmigt. Über die Versicherungskarte hinaus benötigen gesetzlich Versicherte in der Regel noch eine Überweisung vom Hausarzt.
Privatversicherte hingegen sollten vor Behandlungsbeginn mit ihrer Versicherung klären, ob und in welchem Umfang Kosten für die Therapie übernommen werden. Generell handelt es sich jedoch bei beiden Versicherungsarten um eine, von den zuständigen, zugelassenen Psychotherapeuten erbrachte, antragspflichtige Leistung.
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