Viele Menschen leiden unter Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers und fühlen sich dadurch beeinträchtigt. Die Zahn- und Kieferfehlstellungen, sogenannte Dysgnathien, beeinträchtigen auch die Ästhetik des Gesichts. Darum bietet die ästhetische Kieferorthopädie verschiedene Behandlungsmethoden bei Zahn- und Kieferfehlstellungen an.
Behandlungen
Diagnose | Zahn- und Kieferfehlstellungen |
Diagnostik | Kieferabdruck, Röntgenaufnahme, DVT-Röntgen, Fotografien |
Behandlungsmethoden | verschiedene Zahnspangen (festsitzende und herausnehmbare kieferorthopädische Behandlungsgeräte wie z. B. Brackets, Aligner) und kombinierte kieferorthopädische-kieferchirurgische Behandlungen |
Behandlungsdauer | abhängig von der notwendigen Behandlungsmethode |
Dysgnathien, die auf eine Fehlstellung der Zähne zurückzuführen sind, nennt man dentale Dysgnathien. Dysgnathien, die auf eine Fehlstellung der Kieferknochen zurückzuführen sind, heißen skelettale Dysgnathien.
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Bei einer Retrognathie (Rücklage des Ober- oder Unterkiefers) oder Prognathie (Vorlage des Ober- oder Unterkiefers) ist die Lage der Kiefer zueinander und/oder zum Gesamtschädel nicht ausgeglichen.
Bei der Definition dieser Relation zueinander wird unterschieden zwischen einer Mesialbisslage (Vorlage des Unterkiefers oder Rücklage des Oberkiefers) und einer Distalbisslage (Rücklage des Unterkiefers oder Vorlage des Oberkiefers).
Es besteht eine sichtbare Disharmonie im Gesicht. Unabhängig von der Ursache kann eine Dysgnathie sowohl eine ästhetische Beeinträchtigung sein, als auch funktionelle Beschwerden verursachen.
Physische Konsequenzen der skelettalen (kieferfehlstellungbedingten) Dysgnathien können Einschränkung der Kaufunktion und/oder Kiefergelenksbeschwerden (CMB = Craniomandibuläre Dysfunktion) sein. Diese können zu Nackenverspannungen, Kopf- und Rückenschmerzen führen.
Viele Betroffene leiden besonders unter den ästhetischen Folgen der skelettalen Dysgnathie, es stört sie die optische Disharmonie ihres Gesichts, im Profil oder von der Frontalansicht.
Bei der Entstehung einer Dysgnathie können genetische Faktoren eine Rolle spielen. So treten beispielsweise Aplasien (nicht angelegte Zähne) oder skelettale Dysgnathien oft familiär gehäuft auf.
Dysgnathien können aber auch im Laufe des Lebens erworben werden. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel: zu langes Daumenlutschen bis ins Schulalter, Zungen und Lippendysfunktion, Mundatmung durch Verschluss der Nasengänge beispielsweise durch Polypen, mangelnde Zahnpflege oder eine falsche Ernährung, die zu Karies und dadurch zum frühzeitigen Milchzahnverlust führen.
Für viele Betroffene ist die skelettale Dysgnathie vor allem ein ästhetisches Problem. Die Gesichtsästhetik ist optisch entweder im Profil oder von der Frontalansicht gestört. Beispiele dafür können ein fliehendes Kinn, ein stark vorstehendes Kinn oder auch ein asymmetrisches Gesicht, das von der Mittellinie abweicht, sein.
Derartige sichtbare Dysgnathien können ein mangelndes Selbstbewusstsein zur Folge haben und das seelische Wohlbefinden beeinträchtigen.
Auf der körperlichen Ebene kann eine skelettale Dysgnathie ebenfalls vielfältige Probleme nach sich ziehen. Es können Kiefergelenksbeschwerden auftreten, die Schmerzen beim Kauen verursachen oder die Kauleistung des Kiefers ist insgesamt beeinträchtigt.
Skelettale und dentale Dysgnathien können Kiefergelenksbeschwerden und damit zusammenhängende Nacken, Rücken und Kopfschmerzen verursachen. Häufigste Ursache für diese Symptome kann auch der Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen) sein.
Sowohl bei skelettalen als auch bei dentalen Dysgnathien ist der Kieferorthopäde der erste Ansprechpartner. Dieser führt zunächst eine gründliche Untersuchung durch und erstellt diagnostische Unterlagen, bestehend aus Abdrücken der Kiefer, Röntgenaufnahmen und Fotografien. Dadurch wird eine fundierte Diagnose erstellt, um eine individuelle Behandlung zu planen.
Wenn es sich um eine dentale Dysgnathie oder eine skelettale Dysgnathie im Wachstumsalter handelt, ist der Kieferorthopäde der einzige Behandler.
Bei ausgeprägten skelettalen Dysgnathien im Erwachsenenalter kann eine kombinierte kieferorthopädisch-kieferchirurgische Therapie angedacht werden. In diesem Fall wird ein Kieferchirurg hinzugezogen und es wird ein gemeinsamer Behandlungsplan erstellt.
Ziel der Behandlung ist es, eine optimale Zahn- und Kieferstellung und eine harmonische Kieferrelation zu erreichen, um dadurch nicht nur die funktionellen Beschwerden zu therapieren, sondern auch die Ästhetik von Profil und Gesicht zu optimieren.
Eine kombinierte kieferorthopädische-kieferchirurgische Behandlung wird nur bei Erwachsenen Patienten angewendet, die unter einer skelettalen Dysgnathie leiden, und welche allein kieferorthopädisch ohne Chirurgie nicht zu korrigieren ist.
Bei Kindern werden skelettale Dysgnathien ausschließlich durch die Kieferorthopädie mit funktionskieferorthopädischen Geräten (herausnehmbare Zahnspangen) oder der Multibandtechnik (feste Zahnspangen mit Bracketsystem) behandelt. Eine chirurgische Korrektur der Kiefer findet unter 18 Jahren nicht statt. Eine Korrektur der dentalen Dysgnathien, also der Zahnfehlstellungen, kann man in jedem Alter durchführen.
Sinnvoll ist eine kombinierte kieferorthopädische-kieferchirurgische Behandlung nur bei ausgeprägten funktionellen und/oder ästhetischen Problemen.
Die kombinierte kieferorthopädisch-kieferchirurgische Gesichts- oder Profilkorrektur ist eine komplexe und langwierige Behandlung. Eine gründliche Vorbereitung durch die behandelnden Kieferorthopäden und Kieferchirurgen ist daher unverzichtbar. Jeder Behandlungsschritt muss im Vorfeld präzise geplant werden, damit die angestrebte Verbesserung in Funktionalität und Ästhetik optimal erreicht wird.
Im ersten Schritt finden eine Erstuntersuchung und anschließende Diagnostik durch den Kieferorthopäden statt. Hierzu werden diagnostische Unterlagen erstellt, die aus Abdrücken, Röntgenaufnahmen und Fotografien bestehen.
Nach einer Erstuntersuchung erfährt der Patient in einem Beratungsgespräch, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie der genaue Ablauf aussehen würde. Das weitere Vorgehen plant der behandelnde Kieferorthopäde immer individuell in Abhängigkeit vom Schweregrad der Fehlstellung und entscheidet, ob ein chirurgischer Eingriff notwendig ist oder ob eine kieferorthopädische Behandlung allein ausreicht, um die Dysgnathien zu korrigieren. Dabei wird in der modernen ästhetischen Kieferorthopädie besonderer Wert daraufgelegt, dass man auf Zahnextraktionen verzichtet.
Bei der Gesichtsknochen- & Profilkorrektur arbeiten Kieferorthopäde und Kieferchirurg eng zusammen und erstellen einen gemeinsamen Behandlungsplan.
Die kombinierte kieferorthopädisch- kieferchirurgische Gesichtsknochen- & Profilkorrektur dauert insgesamt etwa 2-3 Jahre und besteht aus drei Schritten.
Im ersten Schritt werden Zahnfehlstellungen beim Kieferorthopäden mit einer festsitzenden Multibandtechnik (Zahnspange) korrigiert, zur Vorbereitung für die anstehende Operation.
Danach findet die chirurgische Kieferkorrektur statt. Bei diesem Eingriff bringt der Kieferchirurg die Kieferknochen in die korrekte Position und fixiert sie dort mit Titanschrauben oder Titanplatten. Je nach Dysgnathie wird in einem oder auch in beiden Kiefern operiert.
Die Operation findet in Vollnarkose statt und hinterlässt keine sichtbaren Narben, da die Operation nicht äußerlich durchgeführt wird. Nach einem mehrtägigen Klinikaufenthalt ist das Gesicht geschwollen und der Patient muss sich etwa 6 Wochen schonen. Insgesamt dauert es etwa ein halbes Jahr, bis der Kiefer vollständig ausgeheilt ist. Die Titanplatten werden etwa 9-12 Monate nach der Operation in einem kleinen Eingriff entfernt.
Im dritten und letzten Schritt erfolgt die kieferorthopädische Feinjustierung beim Kieferorthopäden. Die festsitzende Multibandapparatur (Zahnspange) ist auch während der Operation im Mund. Mit dieser werden die Zähne nach der OP in eine finale funktionelle Okklusion eingestellt
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