Das Facettensymdrom äußert sich durch schmerzende und eingeschränkt bewegliche Wirbelgelenke. Fast immer ist ein Gelenkverschleiß (Spondylarthrose) die Ursache.
Behandlungen
Symptome | Rückenschmerzen, Schmerzen im Hals- und Nackenbereich, Muskelverhärtungen und -verspannungen, Kribbeln, Taubheitsgefühl, Gefühlsstörungen in Armen und Beinen |
Ursachen | altersbedingter Gelenkverschleiß, Erkrankungen der Bandscheibe, Übergewicht, Fehlbelastungen |
Diagnose | körperliche Untersuchung, Schmerzfragebogen, bildgebende Verfahren |
Behandlungsmöglichkeiten | konservative und operative Maßnahmen, Medikamente zur Schmerzlinderung |
Das Facettensyndrom (Spondylarthrose, Wirbelgelenkarthrose) ist eine degenerative Erkrankung der Wirbelsäule. Betroffen sind die Wirbelbogengelenke (Facettengelenke), die zusammen mit den Bandscheiben und Wirbelsäulenbändern eine Verbindung zwischen den Wirbeln herstellen. Die Facettengelenke liegen an der Rückseite der Wirbelbögen und ermöglichen Bewegungen der einzelnen Wirbel.
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Mit zunehmendem Alter kann ein Verschleiß der Gelenkknorpel einsetzen. Wenn sich der Abstand zwischen den Wirbeln verringert, etwa durch Abnutzung, kommt es zu einer Fehlbelastung der Gelenke. Dies äußert sich in Rückenschmerzen insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule. Man vermutet, dass die kleinen Facettengelenke für viele Rückenschmerzen verantwortlich sind. Bei jungen Patienten wird der Anteil auf 15 % geschätzt, bei älteren Menschen auf bis zu 40 %.
Der Begriff Facettensyndrom bezeichnet streng genommen nur das Krankheitsbild (Syndrom), also die Symptomatik der schmerzhaften und eingeschränkt beweglichen Wirbelgelenke. Fast immer ist ein Gelenkverschleiß (Spondylarthrose) die Ursache. Aus diesem Grund werden die Begriffe Facettensyndrom, Spondylarthrose und Wirbelgelenkarthrose oft synonym verwendet.
Das Facettensyndrom betrifft immer die Wirbelsäule und hier vor allem den Bereich der Lendenwirbelsäule. Grund dafür ist der stärkere Verschleiß der Lendenwirbel, die besonders beweglich sind und auf denen das Körpergewicht am stärksten aufliegt. Es können aber auch andere Bereiche der Wirbelsäule betroffen sein.
Man unterscheidet drei Formen:
Die meisten Betroffenen leiden am lumbalen Facettensyndrom. Häufig sind mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen. Das Facettensyndrom kann auf einer oder beiden Körperseiten auftreten.
Die Symptome bei einem Facettensyndrom sind oft diffus und lassen sich nicht klar eingrenzen. Wichtigstes Merkmal sind dumpfe Rückenschmerzen insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Schmerzen können bis ins Gesäß oder in die Leiste ausstrahlen. Je nach Lokalisation können auch Schmerzen im Bereich des Brustkorbs oder der Halswirbelsäule auftreten. Die Schmerzen im Halsbereich können in die Nackenmuskulatur ausstrahlen.
Im weiteren Krankheitsverlauf sind Muskelverhärtungen und Muskelverspannungen möglich, da die Wirbelsäule instabiler wird und höhere Kräfte auf die Bänder und Muskelansätze einwirken. Es können sich auch knöcherne Ausziehungen bilden und Druck auf die Nerven ausüben. Mögliche Symptome sind Kribbeln, Taubheitsgefühle und Lähmungen. Gefühlsstörungen in Armen und Beinen oder eine Morgensteifigkeit können ebenfalls auf ein Facettensyndrom hindeuten. Einige Patienten klagen über wiederkehrende Kopfschmerzen.
Die Art und Intensität der Beschwerden kann individuell sehr unterschiedlich sein. Auch sind die Symptome oft eher unspezifisch und lassen sich keiner Erkrankung eindeutig zuordnen. Das macht es schwierig, das Facettensyndrom ohne weitere Diagnostik von anderen Rückenleiden zu unterscheiden. Bezeichnend ist jedoch, dass die Beschwerden im Laufe des Tages zunehmen und bei bestimmten Bewegungen besonders stark ausgeprägt sind, zum Beispiel beim Zurückbeugen des Oberkörpers. Bei Entlastung und in Ruhe lassen die Schmerzen meist schnell nach. Insgesamt verschlimmern sich die Schmerzen und Entzündungen mit fortschreitendem Krankheitsverlauf.
Die häufigste Ursache für das Facettensyndrom ist altersbedingter Gelenkverschleiß (Arthrose). Durch die ständige Belastung nutzen sich die Gelenke mit der Zeit ab, es kommt zu Verschleißerscheinungen wie etwa einer Wirbelsäulenarthrose. Diese degenerativen Prozesse können durch Erkrankungen der Bandscheibe beschleunigt werden, zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall. Auch Fehlhaltungen und Verformungen der Wirbelsäule begünstigen Erkrankungen der Facettengelenke.
Weitere mögliche Ursachen sind zum Beispiel Skoliose, Spinalkanalstenose, Knochenschwund (Osteoporose), Übergewicht und Adipositas. Neben krankheitsbedingten Ursachen erhöhen vor allem häufige Über- und Fehlbelastungen das Erkrankungsrisiko, etwa im Rahmen von sportlichen Aktivitäten oder schwerer körperlicher Arbeit.
Auch Bindegewebswucherungen wie Zysten oder Ganglien im Bereich der Lendenwirbelsäule können ein Facettensyndrom auslösen. Als Ursache kommt ebenfalls eine Instabilität des Kreuzbeins infrage, ausgelöst durch Rheuma, Arthrose oder eine Bindegewebsschwäche.
Erster Ansprechpartner bei Rückenschmerzen ist der Hausarzt oder Orthopäde. Der Hausarzt kann gegebenenfalls auch eine Überweisung an einen Orthopäden vornehmen. Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Schmerzen über einen längeren Zeitraum anhalten, in andere Körperbereiche ausstrahlen oder mit weiteren Beschwerden wie Taubheitsgefühlen oder Muskelverhärtungen einhergehen. Je später eine Spondylarthrose behandelt wird, desto höher ist das Risiko, dass bereits irreparable Schäden vorhanden sind.
Der Arzt führt zunächst eine körperliche Untersuchung durch. Anhand der Art und Lokalisation der Schmerzen kann er bereits erste Rückschlüsse auf mögliche Ursachen ziehen. Bei der Diagnose kommt in der Regel ein standardisierter Schmerzfragebogen zum Einsatz. Dieser erfasst zum Beispiel, wo und in welchen Situationen die Beschwerden auftreten.
Wichtig für die Diagnosestellung ist außerdem die bildgebende Diagnostik. Mittels Ultraschall, Röntgen, CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanztomographie) kann der Arzt Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule sichtbar machen. Durch die Injektion eines Schmerzmittels in den Gelenkbereich kann die Diagnose bestätigt werden.
Zur Behandlung eines Facettensyndroms bzw. einer Wirbelgelenkarthrose stehen heutzutage vielfältige Methoden zur Verfügung. Welche Therapieform im Einzelfall zur Anwendung kommt, ist vom Schweregrad und von den Ursachen der Erkrankung abhängig. Bei leichten Fällen reicht eine konservative Behandlung meist aus. Ein fortgeschrittenes Facettensyndrom muss unter Umständen operativ behandelt werden. Ziel der Therapie ist es, den Krankheitsverlauf aufzuhalten und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten. Die Spondylarthrose ist nicht heilbar. Bereits vorhandene Schäden am Gelenk lassen sich nicht mehr rückgängig machen.
In diesem Video geht der Facharzt und Wirbelsäulenspezialist Dr. med. Peter Krause auf die häufigsten Fragen rund um das Facettensyndrom ein. Unter anderem erläutert der Orthopäde, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Diese Maßnahmen zielen in erster Linie darauf ab, den Rücken zu entlasten und die Muskulatur zu kräftigen. Mögliche Therapieformen sind zum Beispiel Physiotherapie (Krankengymnastik), Ergotherapie und gezieltes Rückentraining. Auch physikalische Therapiemaßnahmen wie Ultraschall, Wärme- und Elektrotherapie erzielen oftmals gute Erfolge.
Massagen und Entspannungsübungen können dazu beitragen, die Muskulatur zu lockern und Muskelverhärtungen entgegenzuwirken. Auch alternative Heilverfahren wie Magnetfeldtherapie und Akupunktur werden beim Facettensyndrom eingesetzt.
Da das Facettensyndrom oftmals mit starken Schmerzen einhergeht, werden parallel zur Therapie meist auch Schmerzmittel verschrieben. Zum Einsatz kommen vor allem Paracetamol, Ibuprofen und seltener Opioide. Falls die Medikamente nicht anschlagen, besteht die Möglichkeit, ein Schmerzmittel direkt in das Facettengelenk zu injizieren. Eine solche Facettenspritze oder Spritzentherapie wirkt nur kurzfristig, kann aber sinnvoll sein, wenn starke Schmerzen die Beweglichkeit erheblich einschränken.
Eine Operation kommt infrage, wenn der Patient unter starken Schmerzen leidet und auf anderem Wege keine Linderung erzielt werden kann. Ziel der Operation ist es, entweder die schmerzleitenden Nervenfasern stillzulegen oder durch künstliche Abstandshalter (Spreizer) den Druck von den Facettengelenken zu nehmen. Ein solcher Eingriff sollte nur von einem erfahrenen und entsprechend spezialisierten Arzt durchgeführt werden.
Thermodenervation / Thermokoagulation
Bei diesem minimal-invasiven Eingriff werden die betroffenen Nervenfasern verödet. Über spezielle Kanülen wird eine Hitzesonde eingebracht, die an der Nadelspitze eine punktuelle Hitze erzeugt und so die Nervenfasern stilllegt. Dies ist möglich, da der behandelte Gelenknerv ein rein schmerzleitender Nerv ist, der keine motorischen Funktionen erfüllt.
Eine Thermodenervation kommt für Patienten infrage, die unter chronischen Schmerzzuständen leiden, aber eine größere und riskantere Operation vermeiden möchten. Durch den Eingriff werden die Beschwerden meist deutlich gelindert. Bereits wenige Tage nach der Behandlung sind die Patienten wieder belastbar. Begleitend wird meist eine Physiotherapie durchgeführt. Die Übungen zum Rückentraining sollten langfristig weitergeführt werden, um den Behandlungserfolg zu erhalten.
Interspinöse Spreizer
Dieser minimal-invasive Eingriff zielt darauf ab, den Druck von den betroffenen Gelenken zu nehmen. Mittels Röntgenkontrolle werden Platzhalter (interspinöse Spreizer) zwischen die Wirbel implantiert. Diese entlasten die Facettengelenke und reduzieren so die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Die Implantation eines Spreizers kommt vor allem bei fortgeschrittenem Bandscheibenverschleiß und spinalen Einengungen zum Einsatz. Der Patient ist bereits kurz nach der Operation wieder voll belastbar. Falls erforderlich, können die Implantate zu einem späteren Zeitpunkt auch wieder entfernt werden.
Spondylodese
Falls die genannten minimal-invasiven Verfahren keine Wirkung zeigen oder nicht infrage kommen, können die Wirbelkörper auch operativ versteift werden. Bei dieser sogenannten Spondylodese werden die betroffenen Wirbel mittels Platten und Schrauben komplett blockiert, sodass die schmerzhaften Bewegungen nicht mehr ausgeführt werden können. Ein solcher Eingriff kommt infrage, wenn der Verschleiß bereits sehr weit fortgeschritten und die Beweglichkeit extrem eingeschränkt ist.
Die Spondylarthrose ist eine Verschleißerkrankung, bei der die Wirbelbogengelenke irreparabel geschädigt werden. Die Erkrankung lässt sich also nicht heilen. Ziel der Therapie ist es daher, weitere Schäden an Wirbelsäule und Gelenken zu verhindern. Bei Nichtbehandlung besteht die Gefahr, dass die Verschleißerscheinungen und damit die Schmerzen weiter fortschreiten. Schmerzfreie Bewegungen sind dann irgendwann kaum noch möglich.
Wichtigstes Therapieziel ist der Aufbau der stabilisierenden Muskulatur, um die betroffenen Gelenke bestmöglich zu stützen und zu entlasten. Regelmäßige Bewegung und ein gesundes Körpergewicht tragen ebenfalls dazu bei, den Krankheitsverlauf aufzuhalten. So ist es in vielen Fällen möglich, einen schmerzarmen Alltag mit deutlich gesteigerter Lebensqualität zu erzielen.
Die Entstehung eines Facettensyndroms lässt sich nur bedingt vermeiden, da es sich um eine altersbedingte Verschleißerscheinung handelt. Eine genetische Veranlagung für Arthrose, Arthritis oder Rheuma kann den Gelenkverschleiß zusätzlich begünstigen. Gerade hier ist es wichtig, sich regelmäßig zu bewegen und bevorzugt rückenfreundliche Sportarten auszuüben. Dazu gehören zum Beispiel Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking. Spezielle Bewegungsübungen (Rückenschule) können den Rücken ebenfalls stärken und so die Wirbelsäule entlasten.
Bei Übergewicht sollte eine Gewichtsreduktion angestrebt werden, da jedes Kilo zu viel die Wirbelsäule zusätzlich belastet. Schwere körperliche Arbeit ist zu vermeiden, da Rücken und Wirbelsäule hierbei extrem belastet werden. Falls sich das Tragen schwerer Lasten nicht ganz vermeiden lässt, sollte ein Stützgurt oder ein ähnliches Hilfsmittel zu Schutz der Wirbelsäule getragen werden.
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