Schlaf hat vitale Bedeutung für unser Leben: Nur über Nacht vermag sich der Körper zu regenerieren. Fast jeder hatte schon mal mit Einschlafproblemen zu kämpfen. Jeder dritte Deutsche leidet unter Schlafstörungen und wünscht sich nichts sehnlicher, als ausgeruht aufzuwachen und erholt in den Tag zu starten.
Behandlungen
Formen | Insomnia, Restless-Leg, Schlafapnoe, Narkolepsie, Parasomnien, Schlaf-Wach-Rhythmusstödungen |
Ursachen | sehr vielfältig, u.a. persönliche Lebensumstände, falsche Schlafgewohnheiten, Alkohol, Zigaretten, Koffein, bestimmte Medikamente oder Erkrankungen |
Diagnose | Anamnesegespräch, Schlaftagebuch, Aufenthalt in einem Schlaflabor, mobiles Schlaflabor (Schlafanalyse) |
Therapiemöglichkeiten | je nach Ursache, u.a. Entspannungsübungen, Psychotherapie, autogenes Training, medikamentöse Therapie |
Schlafstörungen bezeichnen unterschiedliche Beeinträchtigungen des Schlafes. Man unterscheidet zwischen harmlosen und behandlungsbedürftigen Schlafstörungen. Halten sie über einen Monat lang an und treten mehr als dreimal in der Woche auf, wird Betroffenen geraten, einen Arzt aufzusuchen.
Stress im Berufsleben und persönliche Sorgen können uns schon mal den Schlaf rauben. Doch Schlafstörungen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dauert die Schlaflosigkeit längere Zeit an, können körperliche, neurologische oder psychische Erkrankungen die Ursache sein.
Während des Schlafs laufen wichtige Prozesse ab, die für unsere seelische und körperliche Fitness unverzichtbar sind. Tiefschlaf- und Traumphasen wechseln sich ab und kümmern sich in Arbeitsteilung um unser physisches und psychisches Wohl.
Tiefschlafphasen sind für die körperliche Regeneration zuständig. Alle Körperfunktionen sind auf Sparflamme geschaltet. Atmungs- und Pulsfrequenz werden langsamer, der Blutdruck sinkt. Während des Tiefschlafs schüttet der Körper Wachstumshormone aus, die den Reparaturmechanismus des Körpers stimulieren. Auch das Immunsystem tritt in seine aktivste Phase. In Traumphasen findet die geistige Erholung statt. Tagesereignisse werden im Traum verarbeitet – das Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Die Traumphase ist durch schnelle Bewegungen des Augapfels charakterisiert (REM – Rapid Eye Movement). Beim Träumen leert das Gehirn Speicher, deren Kapazität am nächsten Tag wieder benötigt wird. Ein erholsamer Schlaf ist auch für das Lernvermögen wichtig. Tagsüber Gelerntes wird erst im Schlaf dem Langzeitgedächtnis einverleibt. Nicht zuletzt ist gesunder Schlaf essenziell für die seelische Balance. Schlafen wir schlecht, sind wir unausgeglichen, gereizt und weniger belastbar. Wir sind deutlich weniger leistungsfähig und vermögen uns nicht zu konzentrieren.
Schlafstörungen manifestieren sich ganz unterschiedlich. Mancher kann nicht einschlafen, andere schlafen nicht durch oder liegen lange vor dem Aufstehen wach. Manche Menschen haben – trotz vermeintlich erholsamem Schlaf – tagsüber mit Müdigkeit zu kämpfen. Frauen und ältere Menschen leiden wesentlich häufiger an Schlaflosigkeit.
Nicht jede Form von Schlaflosigkeit ist eine chronische Schlafstörung. Stress, Sorgen oder auch Vorfreude bereiten jedem mitunter schlaflose Nächte. Solange dies vorübergehender Natur ist, gibt es keinen Anlass zur Sorge. Erst wenn Schlafprobleme über einen Monat lang mehr als dreimal in der Woche auftreten, spricht man von einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung.
“Insomnien” sind die am häufigsten auftretenden Schlafstörungen. Mediziner sprechen bei Schlafstörungen, die durch Stress oder Lebensumstände ausgelöst sind, von “primärer Insomnie”. Als “sekundäre Insomnie” bezeichnet man Schlafstörungen, die als Symptom oder Begleiterscheinung einer Erkrankung auftreten oder durch äußere Störfaktoren bedingt sind. Beide Arten von Insomnien gehören zu den Einschlaf- oder Durchschlafstörungen.
Eine weitere Schlafstörung sind die Restless-Legs. Betroffene verspüren ein Unruhegefühl, Kribbeln oder Ziehen in den Beinen, das sie zu stetigen Bewegungen zwingt.
Die Schlafapnoe tritt häufig in Zusammenhang mit Schnarchen auf und bezeichnet nächtliche Atemaussetzer. Sie bleiben vom Schläfer meist unbemerkt und bewirken, dass sich der Betroffene trotz vermeintlich gutem Schlaf müde und kraftlos fühlt.
Unter Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen haben vor allen Dingen Schichtarbeiter zu leiden. Der Körper muss sich ständig auf andere Ruhezeiten einstellen – Schlaflosigkeit ist vorprogrammiert.
Eine andere Form der Schlafstörung, die Narkolepsie, ist durch extreme Tagesmüdigkeit gekennzeichnet. Betroffene fallen trotz ausreichender Nachtruhe tagsüber unvermittelt in Schlaf. Narkolepsiepatienten tragen ein hohes Risiko, denn sie können jederzeit vom Schlaf übermannt werden – ob bei der Arbeit oder beim Autofahren.
Parasomnien sind Schlafstörungen, die durch körperliche Phänomene oder Aktivitäten wie unbewusste Blasenentleerung, Schlafwandeln, Zähneknirschen oder panikartiges Aufschrecken (Pavor nocturnus) gekennzeichnet sind.
Die Hauptursachen für Schlafstörungen liegen in persönlichen Lebensumständen oder falschen Schlafgewohnheiten. Alkohol, Zigaretten oder Koffein und bestimmte Medikamente können die Schlafqualität nachhaltig beeinträchtigen. Eine ungeeignete Schlafumgebung, zu helles Licht und Lärm beeinflussen den Schlaf negativ. Frauen in den Wechseljahren sind häufig von Schlafstörungen betroffen. Auch eine ganze Reihe von Erkrankungen kann Schlafstörungen nach sich ziehen.
Unter anderem zählen Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Schilddrüse und des Magen-Darm-Trakts und neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson dazu. Psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen gehen ebenfalls mit Schlafstörungen einher. Es gibt auch Wechselwirkungen – so kann Schlafmangel Krankheitsbilder wie Depression oder Bluthochdruck verschlimmern.
Während des Schlafs durchlaufen wir unterschiedliche Phasen, in denen sich unser Bewusstseinszustand sowie unsere Körperfunktionen jeweils verändern. Mittels eines Elektroenzephalogramm (EEG) können Hirnströme während des Schlafs gemessen und aufgezeichnet werden. Anhand dieser Messungen konnten verschiedene Schlafphasen identifiziert werden, die jeder Mensch in der Regel während einer Nacht durchläuft.
Die Schlafphasen unterteilen sich wie folgt:
Wenn man einschläft, gleitet man nach und nach vom Wachzustand in den Non-REM-Schlaf. Dieser wird abhängig von der Tiefe des Schlafs in vier Phasen unterteilt. Hierbei geht man vom Einschlafen (Phase 1) über Phase 2 (leichter Schlaf) hinüber in den mitteltiefen Schlaf (Phase 3) bis in den Tiefschlaf (Phase 4) hinein. Gerade die letzte Phase ist für die Regeneration des Körpers wichtig. In der ersten Tiefschlafphase verweilen wir in der Regel bis zu 90 Minuten. Danach setzt die REM-Schlaf-Phase ein.
Die Abkürzung REM setzt sich aus der Bezeichnung "rapid eye movement" zusammen, da in dieser Phase schnelle Augenbewegung typisch sind. Die Augen bewegen sich unter den Lidern schnell hin und her, was auch für Außenstehende deutlich sichtbar ist.
In der Regel dauert die erste REM-Phase lediglich 5 bis 10 Minuten. Jede REM-Phase wird während des fortschreitenden Schlafs mit jedem Mal etwas länger - bis hin zu 30 Minuten. Die REM-Phase kann während einer Nacht 4 bis 6 Mal auftreten.
Während der REM-Phase steigt die Aktivität unseres Gehirns deutlich an, sodass sie sich sogar in einem EEG kaum vom Wachsein unterscheiden lässt. Der Körper und die Muskulatur dagegen sind entspannt. Vermutet wird, dass hier ein Schutzmechanismus vorliegt, der uns vor zu starken körperlichen Reaktionen und damit vor Selbstverletzung bewahrt. Doch auch wenn der Körper entspannt ist, können der Puls und die Atmung während der REM-Phase eine Beschleunigung erfahren.
Wie in einigen Studien festgestellt werden konnte, berichten Personen, die während einer REM-Phase geweckt werden, eher von Träumen, als Personen, die in einer anderen Phase geweckt wurden. Die Vermutung, dass man nur während einer REM-Phase träumt, hat sich jedoch heute als falsch erwiesen. Es ist viel mehr so, dass in allen Schlafphasen geträumt wird, jedoch auf unterschiedliche Art und Weise: In der Non-REM-Phase scheinen Träume wesentlich abstrakter zu sein als in der REM-Phase.
Die oben beschriebenen einzelnen Schlafphasen treten in einer Nacht in sogenannten Schlafzyklen auf. Ein Zyklus dauert in der Regel 90 Minuten. Im Normalfall durchläuft ein Erwachsener im Durchschnitt 4 bis 6 solcher Zyklen pro Nacht. Mit jedem Zyklus nimmt die Dauer der Tiefschlafphase jedoch ab und die Traumschlaf- und Leichtschlafphasen nehmen zu.
Abb.: Schematische Darstellung der Schlafzyklen mit den jeweiligen Schlafphasen
Quellen:
www.tk.de/tk/schlafphasen
www.onmeda.de/schlafen/schlafphasen
Jeder Mensch hat ein individuell verschiedenes Schlafbedürfnis. Durchschnittlich braucht der Mensch 7 – 8 Stunden Schlaf, um ausgeruht zu sein. Doch gibt es Menschen, die mit weniger auskommen oder mehr brauchen. Mit zunehmendem Alter lässt der Schlafbedarf nach.
Die im Schlaf erlangte Erholung lässt sich weder speichern, noch nachholen. Am Tage “nachgeholter” Schlaf ist qualitativ nicht vergleichbar und weniger erholsam.
Diesen weitverbreiteten Mythos kann die Wissenschaft nicht belegen. Nicht die Uhrzeit, sondern die Qualität macht einen gesunden Schlaf aus. Wann wir zu Bett gehen, hängt auch davon ab, ob wir ein Morgen- oder ein Nachtmensch sind.
Wer länger als einen Monat mindestens 3 Nächte in der Woche schlecht schläft, sollte seine Schlaflosigkeit von einem Arzt abklären lassen.
Ein angenehmes Schlafumfeld kann viel zu gesundem Schlaf beitragen. Eine nicht zu harte oder zu weiche Matratze, Reduzierung von Licht- und Lärmquellen und die richtige Schlaftemperatur (16 °C) können Wunder wirken. Bett und Schlafzimmer sollten allein dem Schlafen vorbehalten sein. So stellt sich der Organismus automatisch auf Schlafmodus ein. Alkohol und Kaffee vor dem Zubettgehen sind ebenso kontraproduktiv wie aufregende Filme oder Bücher. Eine gesunde Lebensweise mit ausgeglichener Ernährung, Bewegung und regelmäßigen Schlafenszeiten wirkt sich positiv auf die Schlafqualität aus.
Um Schlafstörungen adäquat zu behandeln, müssen zunächst die Ursachen geklärt werden. Der Hausarzt ist erster Ansprechpartner. Er wird anhand einer Befragung zu Lebensumständen und Gewohnheiten sowie einer körperlichen Untersuchung abklären, ob eine weiterführende Diagnostik erforderlich ist. Dazu kann das Führen eines Schlaftagebuchs gehören, in dem alles Wesentliche protokolliert wird. Bringen andere diagnostische Verfahren keinen Aufschluss, ist ein Aufenthalt im Schlaflabor sinnvoll. Dort werden alle vitalen Funktionen, die hilfreich bei der Ursachenforschung sein könnten, aufgezeichnet. So kann z. B. eine Schlafapnoe verlässlich diagnostiziert werden. Bei zwei Dritteln der Betroffenen reichen Entspannungsübungen und ein verändertes Verhalten aus, um zu einem erholsamen Schlaf zurückzufinden. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, autogenes Training und das Erlernen geeigneter Schlafgewohnheiten können weiterhelfen.
Formen von Schlafstörungen wie Narkolepsie oder Restless-Legs erfordern ergänzend eine medikamentöse Therapie. Sofern medizinisch notwendig und mit anerkannten Therapien durchgeführt, wird die Behandlung von Schlafstörungen von den Krankenkassen übernommen.
Die wichtigste Voraussetzung für guten Schlaf: Körper und Seele müssen zur Ruhe kommen. Körperlich und geistig fordernde Aktivitäten sind vor dem Schlafengehen tabu. Angestrengte Einschlafversuche bewirken das Gegenteil – sie vertreiben den Schlaf. Lieber ein entspannendes Buch lesen oder aufstehen und sich beschäftigen. Negative Gedanken sollte man konsequent stoppen und stattdessen etwas Schönes visualisieren.
Dr. Boumediene Kada Benotmane
Schlafmedizin & Schlaflabor in München
Uferstraße 8A/1. Stock
69120 Heidelberg
Dr. med. Sebastian Hellmann
Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie
Oberanger 34-36
80331 München
die diese Krankheit behandeln:
Dr. Boumediene Kada Benotmane
Dr. med. Sebastian Hellmann
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